Der »Schwarze Schwan« hat Hochkonjunktur

Titel Schwan

Der »Schwarze Schwan« ist wieder da! (Cartoon: Hubert Pfeffer)

 

 

Derzeit ist viel vom „Schwarzen Schwan“ die Rede. Ein „Schwarzer Schwan“ ist per Definition das Eintreten eines besonders schlimmen Ereignisses. Das können Kriege, plötzliche Todesfälle, drohende Staatspleiten oder eben auch besonders hohe Verluste an den Börsen (»Börsen-Erdbeben«) sein. US- und auch deutsche Finanzmedien und Kommentatoren beschäftigen sich zurzeit ständig damit, wie der »Stabilitätsmechanismus« wieder hergestellt und der „Schwarze Schwan“ wieder vertrieben werden kann.

 

Ein Beispiel aus der ARD: „Vor der Krise muss gewarnt werden, rechtzeitig, anders als 2008. Der Schwarze Schwan ist wieder da, aufgetaucht in bedrohlicher Dimension. Ein globales Finanznetz von gefährlicher Komplexität droht zu reißen. Währungskrise, Schuldenkrise, Bankenkrise, wie wir das Problem nennen, ist eigentlich egal. Entscheidend ist, es handelt sich um eine Krise des Vertrauens, die uns dieser Tag an der Börse drastisch vor Augen geführt hat. Ist der Euro noch zu retten? Wir vermissen eine klare Antwort. Woher soll die auch kommen, wenn die intellektuellen Kräfte unserer Eliten in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft angesichts der gigantischen Dimension des Problems überfordert sind. […]“

Aus einem Kommentar von Sigmund Gottlieb vom Bayerischen Rundfunk

 

Wir kommen gar nicht mehr mit: die Krise ist da, und kaum ist sie angeblich verschwunden, ist sie schon wieder da. Der Schwarze Schwan, eine inzwischen von vielen Kommentatoren gern benutzte Metapher für extrem seltene Ereignisse, die kaum vorhersehbar sind, die aber im Nachhinein großen Einfluss auf unser Denken und Handeln haben, ist wieder aufgetaucht, in bedrohlicher Dimension. Zu Weltruhm gelangte der »Schwarze Schwan« in jüngster Zeit durch das gleichnamige Buch des Wertpapierhändlers und Essayisten Nassim Nicholas Taleb. Nach seinen Ausführungen erfüllen z. B. der Erste Weltkrieg, die Erfindung des Computers oder der Siegeszug des Internets die Charakteristika eines schwarzen Schwanes. Insbesondere wird diese Metapher jetzt auch für die weltweit hereingebrochene Finanzkrise verwendet. Das globale Finanznetz droht zu reißen. Ist der Euro noch zu retten? Wie groß soll der Rettungsschirm eigentlich noch werden? Wie lange können die USA ihre Pleite verschleppen? Bei dieser Finanz- und Bankenkrise handelt es sich ja um eine in seinem ganzen Ausmaß noch nie dagewesene Krise des Vertrauens. Die Politik kann darauf keine befriedigende Antwort mehr geben. Sie scheint angesichts der gigantischen Dimension des Problems überfordert und hat der »allmächtigen« Finanzelite nichts mehr entgegen zu setzen. Es ist noch nicht lange her, da wurden wir in Deutschland von den Regierenden mit dem Satz bombardiert und beruhigt: „Wir sind am besten aus der Krise herausgekommen.“ Dies hat sich jedoch als Irrtum erwiesen. Und weil die Krise inzwischen derart bedrohlich geworden ist, sprechen Kritiker bereits vom Finanzterrorismus, der nicht davor zurückschreckt, Staaten zu erpressen und die Demokratie auszuhebeln.

Sigi Müller

 

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Wahrheiten nur noch im Kabarett?

Dauerkrise – ein Grund zur Freude
Aus dem neuen Programm von Volker Pispers

„In den letzten Jahren sind die Reallöhne der mittleren und unteren Einkommen um 15 Prozent gesunken. Eine Million Deutsche arbeiten inzwischen bei Leiharbeitsfirmen, das heißt, sie machen einen ganz normalen Job, aber bekommen nur 70 Prozent des Gehaltes, das ihnen eigentlich zustehen würde. 1,4 Millionen arbeiten als Aufstocker. Falls Sie nicht wissen, was das ist: Aufstocker sind Menschen, die haben ‘ne volle Stelle, verdienen aber so wenig Geld, dass es nicht mal für Hartz IV reicht. Das sind die berühmten 4-Euro-Jobs. Kann man ja im Kopf überschlagen, was dabei rumkommt. Und die Differenz zwischen dem Gehalt für die volle Stelle und dem Hartz-IV-Satz kriegen die dann vom Arbeitsamt aufgestockt, eigentlich müsste man sie Aufgestockte nennen. Wir haben also Arbeiter, Leiharbeiter und Von-der-Ley-Arbeiter. Dann haben wir noch 6 Millionen Menschen, die auch arbeiten wollen, verdienen aber nicht einmal 10 000 Euro brutto im Jahr, das heißt sie arbeiten für unter 900 Euro brutto im Monat. Davon zahlen sie dann noch Sozialversicherungsbeiträge, 20 Prozent Krankenversicherung, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Das sind also 6 Millionen. Das heißt, inzwischen sind fast 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung im Niedriglohnsektor tätig. Wir haben keine Perspektive, dass es besser wird. Im Gegenteil, es wir ihnen jetzt Aussicht auf Altersarmut gemacht. Gleichzeitig bröselt unser schöner Aufschwung – der wieder mal so lang war wie unser Sommer – vor sich hin. Die OECD hat gerade letzte Woche gesagt, Ende des Jahres wird in Deutschland schon wieder die Wirtschaft schrumpfen. Und das alles fasst dann meine Kanzlerin in der Haushaltsdebatte diese Woche zusammen mit dem Satz: Deutschland geht es gut, und das ist ein Grund zur Freude.“ (…)

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