Als die Atomforscher so weit waren, die Bombe zu bauen, soll laut Legende zumindest ein Teil von ihnen sich der Tragweite ihrer Entwicklungen bewusst geworden sein. „Mein Gott, was haben wir getan?“, soll der ein oder andere gedacht oder auch geschrieben haben.
Die im Dienste der Zigarettenindustrie forschenden Wissenschaftler, die jahrzehntelang angebliche wissenschaftliche Beweise für die Nichtgefährlichkeit des Rauchens erbringen sollten, wussten selbstverständlich, was sie da taten. Sie fälschten im Sinne ihrer skrupellosen Geldgeber. Immerhin, so kann man sagen, gab es wenigstens Gesetze, die Kinder und Jugendliche vor den Gesundheits- und Suchtgefahren des Nikotingenusses schützen sollten.
Vergleichbare Entwicklungen kann man seit der Entwicklung des Mobilfunks feststellen. Da gibt es einerseits die von der einschlägigen Industrie massiv finanziell unterstützte wissenschaftliche Desinformationskampagne bezüglich der gesundheitlichen Auswirkung digital gepulster Hochfrequenzen auf alle biologischen Systeme, also Mensch, Tier und Pflanze. Und selbstverständlich arbeitet die einschlägige Lobby ebenso daran, dass die negativen Seiten der allgegenwärtigen Digitalisierung in Bezug auf Abhängigkeiten und Suchtverhalten möglichst unter der Decke gehalten werden.
In der Süddeutschen Zeitung erschienen in letzter Zeit zwei Artikel, die sich sehr kritisch mit den neuen sozialen Medien auseinandergesetzt haben. („Einfach loslassen“, SZ vom 10./11.3.2018 und „Facebook spricht Reptilienhirn an“, SZ vom 6.2.2018). Die in diesen Artikel zu findenden Aussagen der „Erfinder, Entwickler und Finanzierer“ unserer digitalen Gegenwart, habe ich im Folgenden zusammengestellt:
- Apple-Chef Steve Jobs antwortete kurz nach der Einführung des I-Pads auf die Frage, wie seine Kinder das Ding finden: „Sie haben noch keines benutzt, wir begrenzen die Zeit, die unsere Kinder mit Technik verbringen dürfen.“
- Auch Tim Cook, Jobs Nachfolger hält seinen Neffen von dieser Technik fern und „will nicht, dass er soziale Netzwerke nutze“.
- Anfang 2018 forderten Aktionäre des Apple-Konzerns von eben jenem Tim Cook, „das nächste l-Phone weniger süchtig machend zu gestalten“.
- Silicon-Valley-Pioniere bereuen mittlerweile ihre Erfindungen und gründeten das „Centre of Human Technology“. In ihrem Gründungsmanifest steht: Diese „Technologie nimmt unseren Verstand und die Gesellschaft in Geiselhaft“.
- Tristan Harris, ehemaliger Google-Mitarbeiter in einem öffentlichen Aufruf: „Ein Smartphone mit Facebook und Youtube darauf löst eine Erosion menschlichen Denkens aus.“
- Ebenso Tristan Harris in einer selbstkritischen Stellungnahme: „Wir waren dabei, wir wissen, was die Firmen erfassen. Wir wissen, wie sie reden und wie die Technik dahinter funktioniert.“ Die größten Sprachcomputer der Welt seien in den Händen zweier Unternehmen, Google und Facebook, „und worauf setzen sie an? Auf die Hirne der Menschen, auf Kinder“.
- Sean Parker, Gründungspräsident von Facebook, gibt an, „soziale Medien gewissenhaft zu meiden“.
- Marc Benioff, Chef des Firmensoftware-Herstellers Salesforce, fordert „man solle Facebook behandeln wie die Tabakindustrie. Facebook mache süchtig und es schade den Menschen“.
- Roger MacNamee, einer der frühen Investoren bei Facebook, bereut es mittlerweile, dass mit seinem Geld möglich wurde, das soziale Netzwerk zu schaffen, und meint: „Facebook spricht unser Reptilienhirn an – vor allem Furcht und Wut. Und mit dem Smartphone haben sie einen ständig am Wickel, solange man wach ist.“
Eine interessante Zusammenstellung, wie ich finde. Möglicherweise gibt es auch noch mehr davon. Erschreckend aber, dass solche Aussagen kaum zur Kenntnis genommen werden. Vielmehr schreit Hinz und Kunz nach der Digitalisierung.
Hans Schütz
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