Demokratie oder Diktatur?

Der Artikel »Mehr Diktatur wagen« von Thomas Brussig in der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom 9. Februar 2021 löste immerhin heftigen Widerspruch aus

Hier einige Zitate aus diesem Artikel:
(…) „Die coronabedingte Ohnmachtserfahrung wurzelt darin, dass wir die Corona-Krise mit den Mitteln der Demokratie bewältigen müssen.“

„»Mehr Diktatur wagen!« wäre das Gebot der Stunde. Dass ausgerechnet die Corona-Leugner eine »Corona-Diktatur« heraufziehen sehen, sollte erst recht Grund sein, sie zu wollen. Die Leugner sind außerstande, die Gefahr durch das Virus einzuschätzen, aber sie ahnen, wie ihr beizukommen ist.“ (…) „Dass uns die Pandemie in einen Ausnahmezustand versetzt, ist wörtlich zu nehmen. Der Regelzustand bleibt die Demokratie mit ihren Freiheiten und Grundrechten.“ (…)

Im Feuilleton der SZ kam dann zwei Tage später vom Berliner Zeithistoriker & Publizisten René Schlott eine »Entgegnung auf Thomas Brussig« unter dem Titel „Der Freiheit eine Gasse“ mit Zwischentiteln wie „Die »Bekämpfung von Seuchengefahr« ist ja schon im Grundgesetz berücksichtigt“ sowie „Wer soll der Diktator sein? Söder? Beliebter Politiker. Mit schlechten Corona-Zahlen.“

Schlott brachte zunächst den Gedanken ins Spiel, dass die Kombination »Mehr Diktatur wagen« und der Name »Thomas Brussig« auf eine »Satire« hinweisen könnte. Dann folgen die beiden Fragen: „Vielleicht eine künstlerische Provokation, um das linksliberale Zeitungspublikum aus seiner im neuen Biedermeier eingerichteten Komfortzone zu holen? Vielleicht gar eine Subversion, um den Widersprüchen der Corona-Maßnahmen durch maßlose Übertreibung beizukommen?“ (…) Doch man müsse annehmen, so Schlott, dass Brussig es diesmal ernst meint. Brussigs Text sei aber Futter für die »Verschwörungsfanatiker« und erweise der Demokratie einen Bärendienst. (…)

Der in einem SWR-Interview auf Brussigs Artikel angesprochene SZ-Redakteur Heribert Prantl sagte zum Aufruf »Mehr Diktatur wagen« in der SZ: „Da fällt mir der Griffel aus der Hand. (…) Das ist Wahnsinn. Man hat das Gefühl, das Virus greift auch das Denken an.“

Sigi Müller, Schongau

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