In den von Corona gezeichneten Zeiten lernen viele die nähere Umgebung von Weilheim kennen und vor allem lieben.
Das Auto bleibt in der Garage – Parkplätze an den Hotspots von Oberbayern sind gesperrt – die Familien schwingen sich aufs Fahrrad und erkunden das unbekannte Terrain. Sonst standen ja immer die touristischen Fernziele auf der Urlaubs- und Wochenendagenda und viele Erholungssuchende kamen, da es halt einfach zu viele machten, gereizt und erschöpft nach Hause.
Irgendwann nach dieser langen Corona-Klausur werden wir uns den Heilschlaf aus den Augen reiben und erschrecken über die Planungen in der Vor-Corona-Zeit. Die Naherholungsgebiete rund um Weilheim sollten von Umfahrungsstraßen durchschnitten und naturbelassene Flächen, die wir jetzt erst so richtig schätzen lernen, unwiederbringlich zerstört werden. Vielleicht veranlasst uns das Virus, einiges zu überdenken.
Die Fernmobilität stünde nicht mehr im Vordergrund. Der Himmel wäre frei von wolkenbildenden Kondensstreifen. Die Straßen könnten dann annähernd so ruhig werden wie jetzt, sogar dem Zirpen der Grillen und dem Vogelgezwitscher könnte man wieder ungestört lauschen, und nicht nur die Asthmatiker würden sich über die reinere Luft freuen. Wozu dann noch Umfahrungsstraßen oder die dritte Startbahn am Erdinger Flughafen? Die Vision von einer besseren Nach-Corona-Zeit könnte man noch vervollständigen mit einer nachhaltigeren Städteplanung: Mehr Grünflächen, d. h. viel sensibleres Vorgehen bei der Nachverdichtung, kein Wachstum um jeden Preis und vor allem Transformation von der Autostadt zur Fahrradstadt.
Kein Fortschritt ohne Visionen – lassen wir es Wirklichkeit werden. Wenn wir unseren Lebensstil und maßgeblich das Freizeitverhalten sowie die Ernährungsgewohnheiten nicht grundlegend ändern, wird das nicht die letzte Pandemie gewesen sein.
Gerhard Leuchtenmüller, Weilheim
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