Nicht erst seit den Aufmärschen von PEGIDA und deren Ablegern ist es schwer geworden, sich sachlich und mit Argumenten mit dem Islam und seinem heiligen Buch, dem Koran, auseinanderzusetzen.
Von welchem Islam sprechen wir eigentlich in all den Diskussionen? Gibt es einen »europäischen« Islam, wie ihn sich Benjamin Idriz[1] wünscht? Und gelten dann für diesen Islam bestimmte Verse des Koran nicht mehr? Etwa der Satz „Und tötet sie, wo immer ihr sie trefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben“…
Gemeint sind die Ungläubigen. Aber wer sind diese Ungläubigen? Juden und Christen sind es jedenfalls nicht, denn die sind im Koran an vielen Stellen sehr positiv erwähnt.
Der Islam entstand im 7. Jahrhundert n. Chr. Er ist eine monotheistische Offenbarungsreligion. Der Erzengel Gabriel(!) hat Mohammed erleuchtet. Die drei sog. Buchreligionen sind daher theologisch eng verwandt.
In der kurzen Zeit, als es im heutigen Spanien tatsächlich so etwas wie einen europäischen Islam gab, war die Toleranz gegenüber Juden und Christen vorbildlich. Das kann man von den christlichen (Rück-)Eroberern leider nicht behaupten.
Das Christentum hat eine grausame Geschichte, die aber gerne verdrängt wird. Sein Umgang mit Andersgläubigen war mörderisch. Die Macht hat Rom nicht freiwillig abgegeben. Es war die Aufklärung, der sich ausbreitende Humanismus, der die Kirche zurückgedrängt hat.
Eine vergleichbare Entwicklung hat es für den Islam nicht gegeben. ISIS, Boko Haram[2], Ansar al Scharia, Al Shabaab und auch die Hisbollah und die Hamas streben einen »Staat« an, in welchem nur der Koran und die Scharia Grundlage des Lebens sind. Und das kann man auch aus dem Koran heraus- (oder hinein-)lesen. Es ist eben kein Zufall, dass es so viele islamistische Terrororganisationen gibt. „Jeder fünfte Türke findet unter bestimmten Umständen Gewalt im Namen des Islam gerechtfertigt.“[3]
Anders als etwa bei den Katholiken gibt es im Islam keine Institution mit Deutungshoheit. Manche der im 7. Jahrhundert entstandenen Suren und Verse des Koran sind ganz eindeutig nicht mit unserer Verfassung vereinbar. So etwa die Beschreibung der Stellung der Frauen in Familie und Gesellschaft. Und selbstverständlich hat die Scharia im 21. Jahrhundert nichts verloren. Das oberste, für alle hier lebenden Menschen verbindliche Gesetz ist unsere Verfassung.
Ein häufiger Erklärungsversuch für die Erfolge der Salafisten und die brutalen Attentate ist die in der Tat oft vorhandene Ausgrenzung muslimischer Jugendlicher in ganz Europa. Aber dieses Argument greift zu kurz. Es ist auch die Aufgabe der Imame, sich dieser Jugendlichen anzunehmen. Es ist ihre Pflicht, den Salafismus zu bekämpfen. Auch wenn die deutsche, die europäische Gesellschaft hier in vielen Fällen versagt hat, müssen doch die religiösen Führer des Islam ihren Teil beitragen. Das tun Menschen wie Benjamin Ildriz, aber leider nicht alle.
Die Religionslehrerin Lamya Kaddor bestreitet in einem Vorabdruck ihres Buches[4] im SPIEGEL Nr. 6/15 (S. 104ff) nicht, dass der Salafismus mit dem Islam zu tun hat. Aber wie die zu Gewalt aufrufenden Verse des Koran zu interpretieren sind, erklärt sie leider auch nicht.
Auch wenn Deutschland, anders als Frankreich, kein säkulares Land ist, darf man hier auch Religionen kritisieren. Auch den Islam. Dazu gehört meiner Meinung nach, dass Suren und Verse des Koran hinterfragt werden, wenn sie zu Gewalt aufrufen oder Frauen die gleichen Rechte absprechen.
Wir können in diesem Land alle friedlich zusammenleben und zwar unter dem Artikel eins des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Dazu brauchen wir keine PEGIDA.
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