Das Finanzchaos geht munter ins Sommerloch

Euro verflüssigt – Dollar entsetzt

… einfach mal bankrott – mitten im XXL-Aufschwung (Bild: Jürgen Müller)

„…uns alle, fast die ganze Welt, in die Scheiße geritten“

Jetzt hat auch Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt dem Finanzkapitalismus ein superschlechtes Zeugnis ausgestellt. Mit drastischen Worten geißelt er die Auswüchse und beispiellosen Risiken der völlig aus dem Ruder gelaufenen Finanzelite in seinem Hausmedium DIE ZEIT: Für ihn sei „das Wort Investmentbanker nur ein Synonym für den Typus Finanzmanager, der uns alle, fast die ganze Welt, in die Scheiße geritten hat und jetzt schon wieder dabei ist, alles wieder genauso zu machen, wie er es bis zum Jahre 2007 gemacht hat“.

Wahl zwischen Pest und Cholera

Der sonst so gutgläubige deutsche Michel schüttelt jetzt fast schon etwas nachdenklich den Kopf über das immer weiter ausufernde Milliarden-Desaster.

Aber der »Wirtschaftsweise« Wolfgang Franz hat ja inzwischen die Beruhigungspille parat und will dem Michel einbläuen, er habe ja immer noch die Wahl zwischen Pest und Cholera. Das Angebot einer Umschuldung Griechenlands und der anderen »Südstaaten« plus Irland sei „unausweichlich“, aber eben nur Cholera. Und Cholera sei besser, denn da stirbt man halt nicht gleich. Franz nimmt auch die viel kritisierten Rating-Agenturen („sind nur Überbringer schlechter Nachrichten“) in Schutz. Die Rating-Agenturen seien ja „nicht schuld an der Misere“, Ursache sei vielmehr „das finanzpolitische Fehlverhalten der Regierungen“.

(Eine andere Sicht zeigt der Artikel »Die Rating-Agenturen – ein zutiefst korruptes System«.)

 

Die irrsinnigen Dimensionen der Spekulation und Finanzakrobatik

In welchen irrsinnigen Dimensionen sich die Finanzwelt bewegt, macht auch eine Passage in Norbert Blüms Buch »Ehrliche Arbeit« überdeutlich:

„Das Geld und seine Geschwister Aktie, Anleihe, Zertifikat oder Derivat generieren inzwischen mehr Geld, als jede Produktion Güter hervorbringen kann. Das Geld läuft den Waren davon. Es ist gleichsam auf der Flucht vor der Realität und verursacht als Phantom eine gigantische ökonomische Konfusion. Während 1980 die »Finanzprodukte« noch der Weltgütermenge entsprachen und beide ungefähr ein Volumen von 12 Billionen Dollar umfassten, sind 25 Jahre später aus diesen 12 Billionen Dollar in Form von Aktien, Anleihen, Schuldtiteln aller Art oder Bankeinlagen 150 Billionen Dollar geworden. Der Wert von Gütern und Dienstleistungen erhöhte sich dagegen im gleichen Zeitraum weltweit nur auf rund 60 Billionen Dollar.“

Ist die reale Wirtschaft also nur noch eine Restgröße?

Und der Investmentbanker das schlimmste Restrisiko aller Zeiten?

Wer’s weiß, bitte melden!

Sigi Müller

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