Der Philosoph und Publizist Richard David Precht diskutierte im ZDF am 26. April zu später Stunde mit Sahra Wagenknecht von der Partei DIE LINKE, ob der Kommunismus im Zeitalter der digitalen Revolution wieder im Kommen ist.
Spätestens seit der Finanzkrise und ihren Folgen fordern Ökonomen, Politologen und Soziologen eine dringende Überprüfung des kapitalistischen Gesellschaftssystems. Der Glaube an endloses Wachstum ist erschüttert; die Zuversicht, in einer sozial und ökonomisch gerechten Gesellschaft zu leben, schwindet. Die Armen werden immer ärmer, die Reichen immer reicher. Entfesselte Finanzmärkte, Kapitalkonzentration, prekäre Arbeitsverhältnisse, die Krise der sozialen Systeme – der ohnmächtige Staat schaut zu, wie wir zunehmend von der Wirtschaft regiert werden.
Prechts erste Frage: »Wann kommt der Kommunismus?«
Sahra Wagenknecht sagt, dass sie das nicht beantworten könne, stellt aber von Anfang an klar: „Was Kommunismus ist, was Kommunismus nicht ist, was er in der Vergangenheit war, das kann man sehr unterschiedlich definieren. Das, was wir schon mal hatten, will ich auf jeden Fall nicht wieder.“
Damit macht sie deutlich, dass der Begriff »Kommunismus« heutzutage eine vage, kaum noch greifbare Etikettierung geworden ist. Die herrschende Politik – so auch mein Eindruck – verwendet ihn hauptsächlich noch zur Erzeugung von Ängsten – vor allem vor Wahlen – und ist mit dieser Strategie höchst erfolgreich.
Im Mittelpunkt des Gesprächs stehen Utopien. Precht bedauert, dass die großen Utopien nicht von der Politik entwickelt werden: „Wer macht die Zukunft? Da würde ich sagen, Silicon Valley macht sie.“ Er spricht in diesem Zusammenhang von den „kleinen, technischen Maschinen, die dir helfen, das Leben bequemer zu machen, zu erleichtern, Zeit zu gewinnen“ …
Sahra Wagenknecht glaubt noch an politische Utopien. Sie zitiert auch Karl Marx, der die „dienende“ Funktion der Wirtschaft betont habe, verweist auch auf Hegel und Kant und äußert ihre Skepsis gegenüber Facebook, Google & Co. Den Menschen müsse durch ihre Arbeit ein gutes Leben ermöglicht werden. Sie sollten nicht „wie in einem Hamsterrad“ ständig verfügbar und angetrieben werden, sagt sie.
Neueste Kommentare