Vortrag von Dr. Claus Bässler am 19. Oktober 2019 im Luitpoldpark-Hotel in Füssen
Auf Einladung des Fördervereins Nationalpark Ammergebirge kamen zahlreiche Interessierte zum Vortrag von Dr. Claus Bässler ins Luitpoldpark-Hotel in Füssen. Der Titel seines Vortrags »Biodiversität in ungenutzten Wäldern am Beispiel des Nationalparks Bayerischer Wald«, wo der gelernte Förster als Wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitet, lockte Vertreter des Bund Naturschutz, Förster, Waldbesitzer und viele Mitglieder des Fördervereins.
In Mitteleuropa währt der Kampf um die Ressource Holz zwischen dem Menschen und Totholzorganismen seit tausenden von Jahren. Intensive Forstwirtschaft hat dazu geführt, dass heutzutage immer mehr Arten auf den Roten Listen stehen und in genutzten Wäldern fehlen. In der Gesamtbetrachtung aller Artengruppen weist nach Dr. Bässler der ungenutzte Wald mehr Arten auf, vor allem aber jene, die an alte Bäume und Totholz gebunden sind.
Seit nunmehr über 50 Jahren besteht der Nationalpark Bayerischer Wald. In dieser Zeit unterlagen die Wälder des Parks einer starken Dynamik durch Windwurf und Borkenkäfer. Das großflächige Absterben der älteren Fichtenbestände entfachte eine intensive emotionale Diskussion bis hin zu Vorwürfen, die Strategie „Natur Natur sein lassen“ führe zu einer „ökologischen Wüste“, was Claus Bässler eindrucksvoll widerlegte. Forschungsergebnisse zeigen, dass durch diese großflächige Dynamik die Vielfalt an Lebensräumen zugenommen hat. Die Anreicherung von Totholz und die Auflichtung des Waldes führten zur Regeneration von Artengemeinschaften und erlaubten die Rückkehr ausgestorbener Arten.
Der Slogan »Schützen durch Nützen« habe die Erwartungen auch mit naturnaher Bewirtschaftung nicht erfüllen können. Die Aussterberate von Arten global liege heute 1000fach höher als vor dem Wirken des Menschen. Dem gesellschaftlichen Auftrag, die Biodiversität zu erhalten und zu fördern könne man am besten durch eine Vielzahl heterogener Habitate wie sie in ungenutzten Wäldern auf großer Fläche vorkommen gerecht werden. Eine entscheidende Rolle spielt neben Alt- und Totholz dabei die partielle Auflichtung bisher dunkler Wälder.
In seinem Fazit betonte er die Bedeutung großflächiger Schutzgebiete zum Erhalt unserer Diversität und als wichtige Lernorte. Die Rückkehr verschwundener Arten und der Anstieg der Biodiversität im Nationalpark Bayerischer Wald seien auf den Verzicht forstlicher Nutzung zurückzuführen.
Als Vorsitzender des Fördervereins bedankte ich mich bei Dr. Bässler für seinen exzellenten Vortrag. Ich wies zudem darauf hin, dass der Verein fest entschlossen ist, weiter an seinem Ziel zur Errichtung eines Nationalparks im Ammergebirge festzuhalten.
Hubert Endhardt, Förderverein Nationalpark Ammergebirge e. V.
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