Kein Witz. Um die Tiertragödie zu stoppen, wäre dies ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Eigentlich müssten es die Konsumenten wissen, müssten selbst auf die Idee kommen: Je billiger ein tierisches Produkt, desto erbärmlicher das Leben der Kreatur! Kommen sie aber nicht. Würden sie sonst zu Dumpingpreisen Fleisch von meist kranken Tieren kaufen? Es sind »Produktionskrankheiten«, ein systembedingtes Leiden in den Ställen. In den Ställen der großen Mastbetriebe. Bereits im Frühjahr 2015 präsentierte der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik ein 400 Seiten starkes, schockierendes Gutachten. Innerhalb eines Jahres wurde am Beispiel Brandenburg gezählt, wie viele Milchkühe u. a. an ihren Eutern, Beinen und Klauen erkrankt waren.
Es waren rund 90 %. Eine noch größere Zahl an Schweinen hatte geschwollene Gelenke mit Schleimbeutelentzündungen. Bei einem Projekt in Niedersachsen im Jahre 2009 beteiligten sich 10 Betriebe. Auch hier war die Bilanz fatal: Nur 52 % der untersuchten Organe waren gesund. Der Rest hatte Leberschäden durch Spulwürmer oder Entzündungen an Lunge, Herzbeutel, Brust bzw. Bauchfell. In NRW wurden 2012 Daten von 18 Millionen Masthühnern ausgewertet. Mehr als 91 % bekamen Antibiotika verabreicht. Durch Züchtung auf maximalen Fleischansatz werden Gelenke und Organe überlastet und deformiert. Die Tiere humpeln und lahmen, können sich wegen der Schmerzen gar nicht mehr richtig fortbewegen. Sie hocken dann am Boden und vegetieren in meist dunklen Ställen. Dass die Tiere zusätzlich durch nicht artgerechte Haltung millionenfache Verhaltensstörungen aufweisen, ist bewiesen:
Durch verbissene Ringelschwänze bei Schweinen. Durch Schnabelpicken verletzen oder töten sich Hühner gegenseitig. Auch wenn Ministerin Klöckner aktuell es als unanständig bezeichnet, Billigfleisch zu kaufen, wird das System der Tierquälökonomie weiter »prächtig« funktionieren. Wer ist eigentlich schuld an diesem Elend? Der Staat, der sein selbst beschlossenes Tierschutzgesetz missachtet. Die Konzerne, die sich gegenseitig pushen und keine Scham und Skrupel haben, die Erzeuger zur unmenschlichen Produktion der Massenware Fleisch zu »zwingen«. Und schließlich wir alle, die Konsumenten. Wir sind es, die das geschundene und leidende Nutztier als Wohlstandsmaschine betrachten. Aus Respekt schulden wir es dem Tier, wenn wir es schon für unsere Zwecke benutzen, ihm wenigstens ein gutes Leben (wenn auch viel zu kurzes) zu ermöglichen.
Peter Huber, Schongau
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