Das Auto ist ein Symbol der Moderne. Überall. Auch im Innenstadtbereich. Das Nicht-Haben eines Autos ist ein Zeichen von Weltabgewandtheit. Das ständige Verfügen über ein Kraftfahrzeug bedeutet Mobilität und die Möglichkeit, den Radius der Raumüberwindung erheblich auszudehnen und nicht an fremdbestimmte Fahrpläne gebunden zu sein. Das Auto ist im Grunde genommen aber ein unnatürliches Ersatzmittel, das die gottgegebene, physische Bewegungsbeschränktheit des Menschen überwindet. Deshalb ist es aus Sicht der in Nordamerika lebenden, streng gläubigen »Amish People« auch rigoros abzulehnen. Zugegeben – eine ziemlich radikale Betrachtung!
Das Auto ist eine Mobilitätsprothese. Dies erkennen wir aber erst auf den zweiten Blick. Was wir benutzen, ist eine stinkende, vierrädrig konstruierte, maschinelle Mobilitätsprothese, die es erlaubt, Raum- und Zeitgrenzen zu überwinden. Diese maßgeschneiderte Sonderprothetik ist im Regelfall auch noch mit besonderen, den Status unterstreichenden Zier-, Prunk- und Schmuckelementen versehen. Audi (Sport) quattro, Porsche Cayenne (Turbo) & Mercedes gaukeln uns Individualität, Eleganz und Spaß vor. Das klingt auch besser als der Hinweis auf die Nutzung einer »Prothese«. Das wäre ja Zeichen eines Gebrechens. Nichts anderes aber ist der unkritische Gebrauch des Automobils heute.
Das Auto ist Symbol eines Gebrechens. Wer fährt, macht sein Gebrechen publik. Wir wollen oder können oft nicht mehr erkennen, dass man sich auch anders bewegen kann. Hör- und Haarprothesen oder das künstliche Bein werden so ausgestaltet und montiert, dass man »nichts« sieht. Beim Auto ist das völlig anders. Warum eigentlich? Um Antwort wird gebeten!
Neueste Kommentare