Ja, ja, jetz is’s so weit, mia ham de staade Zeit und koana woaß heid mehr, warum’s so hoaßt. De oan, de andan hetzn und mit dem ganzn wetzn foids fast koam auf, dass oiss so roast.
Das könnte die erste Strophe eines neuen Liedes von mir sein. Die Adventszeit, die wie Muttertag und Weihnachten jedes Jahr »so plötzlich« da ist, gibt vielleicht so manchem von uns alle Jahre wieder Rätsel auf. Das lateinische Wort »Advent« bedeutet »Ankunft« und in unserem Kulturkreis die Wartezeit bis das sogenannte Christuskind geboren wird.
Für viele Kleine unter uns ist das vermutlich schon noch etwas Besonderes: Jeden Tag ab dem 01. Dezember ein Türchen des Adventskalenders öffnen dürfen und sich über etwas dahinter freuen, wenn sich die Familie das leisten kann. Denn soweit ich es mitbekomme, nimmt dieser Brauch – wie auch Anderes in diesem Zusammenhang – schon lange Formen an, die absolut nichts mit dem Sinn des Weihnachtsfestes zu tun haben.
Vor Jahrzehnten gab es diese besonderen Kalender mit kleinen Bildern hinter den Türchen und irgendwann dann, wie heute noch, mit kleinen Schokoladenfiguren. Das ist für mich im Sinne von kleinen und großen Kindern noch nachvollziehbar.
Doch es gibt hier schon längst Inhalte, die für mich nur noch befremdlich sind: Jeden Tag ein Püppchen, ein Auto, Handwerkszeug, Nagellack, Schminkutensilien, Tee- oder Whiskyproben, Pralinen, Kräuter, Gewürze, Pflanzensamen und Gott weiß was sonst noch alles. Jeden Tag gibt es hier also bereits ein Geschenk! Dekadenz pur?
Mir persönlich stellt sich – wenn der magere Kreisbote mit den gerade in der Vorweihnachtszeit enorm vielen fetten Prospekten der Geschäfte bei uns ankommt – die schon lange für mich wichtigste Frage: „Brauche ich etwas?“ Statt wie früher lange Jahre: „Was brauche ich?“
Und der auf den ersten Blick für viele wohl kleine Unterschied ist ein ganz großer! Denn immer öfter stelle ich fest, wenn ich mir die Angebote durchsehe, dass Vieles von dem dort Angepriesenen eben nicht gebraucht wird, weil entweder in ähnlicher Form im Haushalt vorhanden oder stattdessen anderes verwendet werden kann.
Dazu kommen vor allem im Spielzeug- und Technikbereich (elektronische Parkscheibe!) Dinge, die beim besten Willen niemand braucht. Hier denke ich an die Rohstoffe, für die – wie wir wissen – teils Menschen von ihrem Land vertrieben werden, manche sogar ihr Leben lassen müssen. Ebenso werden Unmengen an Energie und Wasser für jedes Teil, das produziert wird, verbraucht und alles landet dann früher oder später doch nur auf dem Müll.
Kinder an »interaktives« Spielzeug zu gewöhnen – mir graut. Ein Plastikhündchen an der Leine, das mitläuft, bellt und kackt! Hilfe! Und was es sonst noch an Schrott gibt, der gerade die Kleinsten schon zu absolut unkritischen Konsumenten erziehen soll …
Wenn ich beim Einkaufen Ware auf das Band lege und sehe, dass manche meist ohne nachvollziehbaren Grund meterweise Leerraum zwischen ihrem Einkauf und dem des vorderen oder hinteren Kunden lassen, denke ich mir: Das Laufband wird mit Strom betrieben und das ganze Jahr über kommt dadurch viel sinnlos verbrauchte Energie zusammen, die allen Menschen gehört und keinem von uns alleine.
Vor Kurzem war ich in Weilheims Innenstadt und ging bei einem Warenhaus durch die geöffnete Doppeltür hinein. Es war sehr kalt und als ich wieder ging, sprach ich eine Verkäuferin auf die offenen Türen an. Der Chef wolle das so, sie habe mit ihm selbst schon darüber gesprochen, was nichts geändert hätte. Ich bat sie, ihm auszurichten, dass eine derartige Vorgehensweise unverantwortlich ist. Ein paar Tage später öffneten sich die Türen »nur«, wenn tatsächlich jemand hinein- oder herausging.
Meines Erachtens ist es für uns alle wichtig, mitzudenken und auch den Mund aufzumachen, wenn uns etwas auffällt, was sich im Endeffekt für uns alle negativ auswirkt. Viel zu lange habe ich im Lauf meines Lebens bei allem Möglichen, was nicht wirklich passte, geschwiegen. Hierzu empfehle ich jedem, der Vieles hinunterschluckt und damit Gefahr läuft, sich ein Magengeschwür oder Schlimmeres einzuhandeln: Fangen Sie – sofern Sie das noch nicht machen – an zu singen!
Das ist natürlich vor allem alleine gut möglich, wenn jemand mit dem Auto unterwegs ist, denn es kommt dann nicht auf »richtige Töne« an. Viel mehr Freude macht es natürlich in Gemeinschaft! Nach einer ersten Ausbildung vor über zwanzig Jahren in »Lauschendes, Heilsames Singen« bei Karl Adamek und Carina Eckes (Il canto del mondo) konnte ich 2019 und Anfang 2020 gerade noch vor Beginn der »Seltsamzeit« beim Klangheilzentrum München mit Wolfgang Friederich, Heike und Silke Vieles dazulernen. Danke!
Sind wir uns einig? Singen können wir nur, wenn wir den Mund aufmachen! Und seit ich fast jeden Tag zur Gitarre singe, mache ich auch anderweitig den Mund häufiger auf! Vielleicht wollen Sie das ebenfalls lernen? Fangen Sie jetzt gleich mit Adventsliedern an!
Irmgard Deml, Weilheim
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