Aus meinem Tagebuch 03/2023

Es ist einfach das für mich schwer einschätzbare politische Klima, das mich zurzeit immer wieder beschäftigt und umtreibt. Was während der Corona-Zeit und jetzt schon seit mehr als einem Jahr über den »völkerrechtswidrigen brutalen russischen Angriffskrieg« bzw. »Überfall auf die Ukraine« in unseren angeblich »seriösen Leit- und Qualitätsmedien« gesagt und geschrieben wurde und immer noch wird, macht mich nicht nur nachdenklich, sondern manchmal auch traurig. Auch heute habe ich das Gefühl, ich sollte mich mal wieder mit einigen herausragenden Ereignissen aus vergangenen Tagen bzw. Jahren beschäftigen, die irgendwie einen Bezug zur Gegenwart schaffen könnten.

Dass mich die derart enttäuschende Entwicklung der Grünen nicht kalt lässt, verspüre ich jetzt bei der Lektüre eines längeren Artikels von Antje Vollmer, die vor vier Tagen gestorben ist. Sie selbst hatte den Wunsch, einen von ihr als »politisches Vermächtnis einer Pazifistin« bezeichneten Essay in der »Berliner Zeitung« zu veröffentlichen, was vor einigen Tagen geschehen ist. Die Ex-Vizepräsidentin des Bundestags war ja übrigens auch eine der 69 Erstunterzeichner des »Manifests für Frieden« von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer. In ihrem Essay spricht sie u. a. über Varianten irrationaler Phobien, die in westlichen Feindbildern verankert sind. Gegen Ende des Artikels heißt es: „Die Grünen waren mal Pazifisten“ – sie spricht dann von ihrer „ganz persönlichen Niederlage“, die ihre letzten Tage begleiten wird. Und der letzte Satz dieses Abschnitts ist ein Frage: „Was hat die heutigen Grünen verführt, all das aufzugeben für das bloße Ziel, mitzuspielen beim großen geopolitischen Machtpoker, und dabei ihre wertvollsten Wurzeln als lautstarke Antipazifisten verächtlich zu machen?“

Auch wenn diese traurige Entwicklung der Grünen nicht nur für Antje Vollmer eine herbe Enttäuschung war, bleibt für mich doch die Erinnerung an gute Zeiten, in denen wir auf kommunaler Ebene mit Hilfe der Grünen einiges voranbringen konnten. Heute wäre dies für mich nicht mehr vorstellbar.

Und was gibt es sonst noch? Irgendwie erinnere ich mich jetzt an den 24. Februar dieses Jahres, den Jahrestag »Beginn des Ukraine-Kriegs« durch den russischen Überfall. Darüber wurde ja im Mainstream ausführlichst berichtet. Da dachte ich kurz nach, ob heute vielleicht auch noch ein weiterer Jahrestag »gefeiert« werden könnte. Was war denn vor 10 oder 20 Jahren los? Und prompt erspähte ich heute auf den »NachDenkSeiten« den Artikel »Mad Dream – oder: Die Zeitenwende vom 20. März 2003«, der so beginnt:
„Genau vor 20 Jahren überfielen die USA völkerrechtswidrig und mit Lügen begründet den Irak. Sie bombardierten gezielt die Infrastruktur der großen Städte, verübten Verbrechen gegen die Menschlichkeit und hinterließen ein Land im Chaos mit Hundertausenden von toten Zivilisten. Die Empörung in Medien und Politik über diesen »Bruch der regelbasierten Weltordnung« hält sich bis heute in engen Grenzen.“ (…)

Das und vieles mehr in diesem Artikel könnte auch eine passende Lektüre für die Freunde von Waffenlieferungen sein. Der Autor des Artikels Leo Ensel würde sich aber sicher über möglichst viele am Weltfrieden interessierte Leser freuen.

Sigi Müller, Schongau

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