Ä wie … Ätsch!

Irmgard Deml, Weilheim

Der Suppenteller, in dem jeder von uns im Grunde genommen daheim ist, kann so gemütlich und warm sein, nicht wahr? Wenn wir uns darin einrichten und nicht über den Rand schauen, ist es für manche von uns wohl ganz angenehm, darin zu leben. Doch leider ist dieser Teller nicht völlig unbeeinflusst von seiner Umgebung. Es könnte sein, dass es dort hineinregnet oder die Suppe irgendwann austrocknet. Jedenfalls hängt auch die Person im Teller mit allem anderen zusammen.

So wie wir alle den globalen Ereignissen ausgesetzt sind und vor allem mit dem, was die Politiker hierzulande beschließen. Kamen Sie im letzten Jahr auch in den Genuss des Energiekostenzuschlags, der in den Medien großmäulig mit € 300,00 benannt wurde? Also, ich habe damals nie etwas davon im Radio (seit 23 Jahren kein Fernseher) gehört, dass dieser Betrag steuerpflichtig ist. So fragte ich ganz naiv nach dem Erhalt meiner Gehaltsabrechnung in der Firma nach und erfuhr, dass bei manchen Vollzeit-Arbeitskräften von den € 300,00 lediglich € 150,00 auch tatsächlich ausbezahlt wurden.

Ja, was soll das denn? Warum wurde hier wieder einmal eine der massiv grassierenden Halbwahrheiten durch Teil-Information verbreitet? Wie viel davon wir schon lange serviert bekommen, weiß der Himmel – und jene, die das tun.

Seit Jahrzehnten bin ich Kundin bei Green Planet Energy, von denen ich Post bezüglich Strompreisbremse bekam. Und irgendwo sitzt da jemand, der mir eine lange Nase dreht und »Ääätsch« sagt. Von vorher € 40,00 Euro ist meine monatliche Abschlagszahlung auf € 50,00 gestiegen, die Strompreisbremse bewirkt für mich genau € 1,00 weniger im Monat, also € 49,00. Krass! Vor allem weil ich von klein auf gelernt habe, Strom, Wasser und Heizung zu sparen, und diejenigen, die Strom in rauhen Mengen verschwenden, können dies bis zu den subventionierten 80% weiterhin tun. Ich jedoch werde fürs Stromsparen mehr oder weniger als doof hingestellt.

Wissen Sie, wie die horrenden Preise in Deutschland für Strom zustande kommen? Hier stehen mir die Haare zu Berge! Der höchste angebotene Preis bestimmt die Preise der anderen Anbieter (einschließlich Stromerzeugung durch Gas, Kohle, Wind und Wasser). Kann man Derartiges als Verbrechen an den Bürgern bezeichnen?

Wie soll es denn noch weitergehen mit dem Staat, der – so habe ich es vor langer Zeit in der Schule gelernt – aus allen dort lebenden Menschen besteht? Und wie mit der Demokratie, in der alle Macht vom Volke ausgeht? Das Gefühl, dass wir in einem Regenfass sitzen, das jeden Moment der berühmte letzte Tropfen zum Überlaufen bringt, begleitet mich schon lange. Wobei im Endeffekt etwas Gutes dabei herauskommt, denn dieser Tropfen bringt schließlich etwas ins Fließen. Und fließen bedeutet nicht immer gleich Hochwasser, sondern vor allem, dass etwas in Bewegung gerät, sich verändert. Das ist aktuell sehr wichtig.

Das »Ätsch!« gilt auch für die sogenannte »Abwrackprämie«, mit der vor einiger Zeit Autofahrer dafür belohnt wurden, dass sie ihr in vielen Fällen sicher noch gut erhaltenes und fahrbares Kraftfahrzeug verschrotten ließen, um durch den Kauf eines neuen – vor allem SUVs? – die Autoindustrie zu unterstützen. Also, mich hatte niemand gefragt, ob ich mein sauer verdientes Geld, von dem auch mir Steuern abgezogen werden, dafür hergeben würde. Dazu hätte ich auf alle Fälle »Nein« gesagt. Wer gibt mir denn etwas dafür, dass ich mein mittlerweile siebzehn Jahre altes Schnauferl immer wieder in der Werkstatt herrichten lasse, wenn es »krank« sein sollte, damit ich es möglichst lange und dadurch umweltschonend nutzen kann?

Nö. Für das Sparen von Rohstoffen und Energie gibt’s nichts! Warum nicht? Dafür müsste es doch Prämien geben, oder? Und nicht erneut finanzielle Anreize, sich ein Elektro-Auto zu kaufen!!! Auch dazu hat mich niemand befragt! Doch ich frage mich diesbezüglich immer wieder, ob die Käufer daran denken, dass ohne Strom nichts fährt. Fallen Kraftwerke zur Stromerzeugung aus – durch Hacker »dank« Digitalisierung – stehen sie mit ihrem innovativen Produkt da und drehen möglicherweise wie eine Frau fast durch, die während des »Oiss runtagfahrn – nix gäd mea« im Zuge der Corona-Maßnahmen sagte: „Wenn ich nicht zu meinem Pferd darf, bringe ich mich um“, weil zu der Zeit kein Zugang zum Pferdehof, wo sie ihr Tier eingestellt hatte, möglich war. Also, manche Leute haben Probleme!

Das mit der Mobilität ist eh so eine Sache. Dass der Strom irgendwie und irgendwo erzeugt werden muss, scheinen ganz viele hierzulande auszublenden. Vor allem auch Nutzer der »Clouds«, denn die Speicherzentren fressen Energie ohne Ende. Sind wir denn alle mittlerweile geisteskrank geworden oder was? Können wir vor lauter Informationsflut, gegen die ein Tsunami ein Zwerg ist, nicht mehr klar denken?

Vermutlich erleben wir noch mehr »Ätsch«-Situationen, solange es Personen gibt, die von sich so überzeugt sind, dass sie meinen, sie könnten über uns verfügen wie über Sklaven, die jedes Diktat zu akzeptieren haben. Dass dem nicht so ist, beweisen immer mehr Bürgerinitiativen und -begehren. So wie es zu Endzeiten der damaligen DDR hieß: »Wir sind das Volk«. Denn Politiker sind Angestellte des Volkes. Nicht mehr und nicht weniger.

Irmgard Deml, Weilheim

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