Lyrik im Unterricht
Wozu sind Gedichte da?
Um uns zu erfreuen!
Wenn ihr mir das nicht glauben wollt
Werd ich´s Euch schon einbläuen!
Jetzt oder nie
Loslassen hat nicht immer
etwas mit Festhalten zu tun.
Eher mit der gewonnenen Einsicht,
dass eine bewusste Entscheidung
fällig ist.
Das Leben
Das Leben ist ein immerwährendes
Begrüßen und Abschiednehmen.
Was von Herzen kommt,
geht zu Herzen.
Liebe ist die einzige Sprache,
die auch ohne Worte auskommt.
Die Reise
Ich geh
von A nach B
dann von B nach C
nun von C nach B
und noch von B nach A
Jetzt bin ich wieder da
Wirr-Warr …
Die Wissenschaft verliert sich
in galaktischen Neurosen,
die sie nicht mehr zu ergründen vermag.
Die Medizin sucht die Humanität
im Schlauchgebälk,
die Pädagogik nach
kollektivistischem Erlass.
Politiker suchen Auswege
aus dem Gesetzessalat
und Partnerschaften nach Lösungen.
Wirr-Warr auch in akademisch
geschulter Hirnregion.
Genetischen Forschern
wächst nicht geplantes Hornwerk.
Journalisten schlingt Efeu
um die Schreibmaschinen
und Computer suchen
nach menschlicher Tastatur.
Der Teufel lacht.
Als was soll ich denn heuer gehen?
Als was soll ich denn heuer gehen?
Als Fee, als Schornsteinkehrer?
Als Hörer
Von einem Telefon?
Ich weiß es schon!
Ich geh
Heuer als Idee!
Die Idee ist wirklich gut.
Da brauchst Du keinen Faschingshut.
Am Anfang
Am Anfang war das Wort und es war bei Gott.
Der hatte Angst vor dem weißen Blatt
und so wurde nichts aus allem.
Weihnachten anders
Wer an Weihnachten
auf eine Gans verzichtet,
kann trotz allem
ganz zufrieden sein.
Blatt um Blatt
Ernst Froh hat
Robert Gernhardt einmal mal gefragt
Was dieser von Poetry Slam halte
Es bleibe so wenig am Blatt hängen
entgegnete der
Ich sehe aus dem Fenster
Ein Herbstwind wütet
Ich denke an Robert Gernhardt
Es bleibt so wenig Blatt
am Baum hängen
Veganes Gedicht
Wenn man es nicht weiß,
kann man es fast
für eine Wurst halten.
Leben
Leben ist ein stetiges Loslassen
unbrauchbar gewordener
Gedankenstrukturen.
Leben ist ein Einlassen
auf neue Erkenntnisse.
Leben ist ein Zulassen
von Veränderungen,
um wachsen zu können.
Zum Biber (Teil 3)
Ne‘n Biberschinken ich erst aß,
das Tier wohl auf der Straße saß,
ein Auto kam herbei,
der Biber … tot … oh wei.
Ich kenn den jemand, der ihn fand,
er war noch warm, und kurzerhand
hat er ihn einfach mitgenommen!
Appetit bekommen, ausgenommen!
Bald gab‘s Geräuchertes und Sülze,
und für den Kopf … ‘ne Mütze
Das ist verboten, ja, ich weiß …
den Raben kümmert‘s einen sch …,
macht sich auch den Magen voll,
tote Tiere findet er toll!
Die Natur kennt viele Wege,
Auf dass der Mensch sich auch bewege!
Gesetze sind nicht betoniert,
Mensch änder‘ dich, ganz ungeniert.
Auf dass die Großkopferten erkennen,
Gott ist Natur, s‘gibt kein Entrinnen!
Ich glaube, ich habe …
Ich glaube, ich habe meinen Schlüssel
irgendwo liegen lassen.
Es ist mein Haustürschlüssel.
Den brauche ich.
Da kann ich Ihnen leider nicht helfen.
In diesem Gedicht ist er nicht.
Im Ei der Welt
Im Ei der Welt
Sehen wir uns einen Dokumentarfilm
Über das Höhlengleichnis an
Die Zeit ist gefaltet
Sagen wir
Wir werden wiedergeboren am jüngsten Tag
Sagen wir
Wir sind die Krone der Schöpfung
Sagen wir
Dann picken wir mit unseren Schnäbeln
An der Innenhaut des Eis
Mal sehen was jetzt kommt
Weiteres zum Biber (Teil 2)
Hey Biber, dies ist Menschenland,
Besitzfreiheit meist unbekannt!
Der Biber kann nicht lesen,
er zahlt auch keine Spesen.
Er ist wieder auf Land gekommen,
welch’ Menschen in Besitz genommen.
Das ist oft schmerzlich, ärgerlich
zu sehn den Schaden, den er anricht’.
Pflanzungen er schnell zerstört,
auch alte Bäume, unerhört!
Fischteiche sind in Gefahr,
Kulturlandschaft? Manchmal es war!
Des einen Freud, des andern Leid,
wie kommt zustand’ Gerechtigkeit?
Neue Gesetze, praktisch denken,
gesunder Menschenverstand soll lenken!
Ich wünsche mir … Zusammenleben,
alle nehmen, alle geben!
Wasserwelt
Und jetzt schaut’s euch mal an
was der Biber machen kann!
Er packt’s an, baut einfach auf
Dämme in den Wasserlauf.
Kunstvoll haltbar und stabil
gibt er dem Wasser, was es will.
Den Platz sich fröhlich auszubreiten
die Langsamkeit hineinzuschmelzen
Grundwasserräume
füllen sich mit Freude
Lebensräume er schafft
für viele Wesen angebracht.
Ohne den Biber zu kennen
die Inder machen das Rennen!
Fleißig Dämme sie errichten,
in Wüsten, steinig, auf sie schichten,
den wenig’ Regen, der hier fällt,
das Grundwasser erhält!
Quellen sprudeln, Bäche fließen,
Menschen nun mit neuem Wissen
pflanzen sich ihr Paradies
in Fülle heiß’s, jetzt, Mensch, genieß!
(Infos zur Wasserernte in Indien etc.
https://www.youtube.com/watch?v=Tpozw1CAxmU)
Zutaten für einen Königsmythos
Hut Dr. Gudden
Hut Seiner Majestät
Beide Röcke Seiner Majestät
Wellengang
Leiche Seiner Majestät
Schirm Seiner Majestät
Kahn
Schirm Dr. Gudden
Windrichtung
Leiche Dr. Gudden
Todeszeitpunkt 19:00 Uhr
Irrenhaus
Ein reinstes Irrenhaus:
in dem die wahren Irren,
sich als Experten ausgeben
und die mit logischem
Menschenverstand
als unterbelichtete Deppen
dastehen.
Keine Spur
Ein Graupapagei,
Ein Seepassagier
Ein Kleinstdrache
Und ein Kompott
Sie alle kommen in dem Gedicht vor
Und doch ist es ziemlicher Schrott.
Wo bleibt die große Liebe nur?
Der Abschiedsschmerz?
Das Wiedersehn?
Der bange Blick auf die Bahnhofsuhr,
Und ein schneller Kuss im Steh´n?
Von Liebesgefühlen keine Spur,
Stattdessen nur ziemlicher Schrott.
Nur der Graupapagei
Der Seepassagier
Der Kleinstdrache
Und das Kompott.
Seelen-Pflege
Auch die Seele
braucht hin und wieder Pflege
und nicht nur einmal im Jahr
einen Frühjahrsputz
um zu glänzen.
Aufschub
Gestern habe ich gedacht,
das wird Morgen schnell gemacht.
Heute wollte ich, doch dann
war schon Übermorgen dran.
Raum in der Zeit
Wenn die Schleier des Truges sich lichten,
wenn Menschen von ihren Gefühlen berichten,
und da Ohren sein werden, die wertfrei hören,
jeder zu Mitgefühl auserkoren!
Wenn Wasser und Tränen fröhlich fließen
und Menschengärten gedeihlich sprießen,
wo die Erde lebendig umhegt und gepflegt
wieder alles zusammen zum Einklange strebt!
Wo im Menschenherz die Freude klingt,
und mit der Schöpfung gemeinsam singt!
Neujahr
Böllerreste
Sektglasscherben
Katzenjammer
Jedem Anfang
Wohnt ein Saubär inne
Advent und Weihnachten
Advent ist, wenn Kinderaugen
wieder zu strahlen beginnen
und wir uns anstecken lassen,
von der Vorfreude auf
Weihnachten.
Licht ist etwas,
das sich im Inneren entfaltet
und nach außen strahlt.
Die Adventszeit
beginnt in den Herzen
jedes einzelnen Menschen.
Die Adventszeit ist eine Zeit,
in der man Zeit hat,
darüber nachzudenken,
wofür es sich lohnt,
sich Zeit zu nehmen.
Weihnachten kommt und geht.
Menschsein und die Liebe
ist eine tägliche Herausforderung.
Weihnachten kennt keine Grenzen,
es verbindet Kulturen,
Geschlechter, Kinder und Erwachsene
Arm und Reich.
Warte nicht auf einen Engel,
sei DU für andere der,
auf den sie warten.
Herbstbaum
Unter dem Herbstbaum
Liegt eine Kastanie
Die ein Gedicht aufsagt
Über den Inhalt des Gedichts
Wurde Stillschweigen vereinbart
Manchmal
Manchmal ist es nötig,
dass wir uns den Erwartungen
anderer entziehen
und unserem Leben
eine neue Richtung geben.
Und wenn wir in unseren
und in den Augen anderer
etwas vermeintlich
Verrücktes tun.
Wortwechsel
Harte Sprache werde weich,
zusammensein spielerisch leicht!
Schnelle Sprache, halte ein
keiner muss hier besser sein.
Spür wie jedes Wort erklingt,
wie dein Gegenüber schwingt!
Wähle deine Worte gut,
spreche schön, habe den Mut!
Vergesslichkeit
Ich bin die Vergesslichkeit
Mich haben viele Dichter bedichtet.
Das schönste Gedicht über mich
ist das von Glatz.
Wie ging das noch gleich?
Fällt mir gleich ein.
Der Elefant mitsamt der Mücke
Der Elefant mitsamt der Mücke
Das Kamel mit seinem Nadelöhr
Der verrückte Mops in Pfanne
Die Eulen, die nach Athen getragen wurden
Die Fliegen, denen Keiner was zuleide tut
Und Noah, ihr wisst schon, der Arche-Noah-Noah
Sie alle machen sich große Sorgen
Das Klima, sagen sie
Das Klima. Ihr wisst schon
Wissen wir doch, klar, sagen die Menschen
Und sortieren ihr Altglas nach Farben
Liebe ist Wagnis
Liebe ist kein Besitz,
sie beruht auf Freiwilligkeit,
sie lässt den anderen los.
Liebe kämpft bis zum Letzten,
doch opfert sie nicht ihre Würde,
ihr Selbst.
Liebe zwingt nicht, wozu der andere
nicht bereit ist.
Wahre Liebe äußert sich
im Standhaftsein und im Verzicht
auf eigene Annehmlichkeiten
und schnellen Genuss.
Liebe denkt nicht nur an sich selbst,
sie bedenkt auch die Gefühle
des anderen.
Liebe steht dem Wachstum
des geliebten Menschen nicht entgegen
und hindert ihn nicht an der
Weiterentwicklung.
Liebe ist nicht zu verwechseln
mit der Sucht nach Abenteuer
und dem Spiel mit dem Feuer.
Liebe zeigt sich darin,
die Wahrheit zu sagen,
selbst auf das Risiko hin,
missverstanden zu werden
und Konsequenzen hinnehmen
zu müssen.
Liebe geht im Erreichen von Zielen
nicht über die Gefühle des anderen
hinweg und verletzt sie nicht.
Liebe lässt den anderen nicht im Unklaren,
um ihn willentlich zu täuschen.
Liebe ist Einheit und umfasst Seele,
Körper und Geist.
Liebe gibt Fehler offen zu
und überspielt sie nicht heimtückisch.
Liebe ist an Veränderungen und Neubeginn
interessiert und sucht nicht den bequemen Weg.
Liebe ist Wagnis und Vertrauen
für ein Leben in Freiheit.
Der Geistesblitz
Der Geistesblitz – wer kennt ihn nicht?
DEM widme ich jetzt ein Gedicht!
So wie bei einem Puzzlespiel –
kein Teil zu wenig, keins zu viel –
setzt sich Erkenntnis nach und nach
zusammen und ich werde wach
und immer wacher, je mehr ich weiß
was fiese Macher
im Hintergrund so alles treiben,
auf Erden sich einzuverleiben
was ihr Begehr – vor allem Sklaven;
nicht nur die »Doofen« und die »Braven«.
Nein! Möglichst alle will MAN haben
drum nutzen sie die vielen Gaben,
die die Moderne ihnen schenkt,
mit denen MAN die Menschen lenkt!
Walzerflecken
Einer dieser Walzerflecken
Auf dem alten Vatermörder
Eines dieser Missverständnisse
Auf dem grauen Trottoir
Eines dieser Mottenlöcher
Auf dem kalten Muttermal
Eines dieser unverständlichen Gedichte
"Ich setze meinen Hut …"
ich setze meinen hut versehentlich
zweimal auf
als ich aus dem haus gehe
bin mit dem linken fuß zuerst
auf den rechten gestiegen
an der bushaltestelle warte ich
auf den zug
der mich wieder nach hause bringt
nicht mein tag heute
nein, nicht mein tag
Sri Lanker Sprachverwirrung
In Sri Lanka
sieht ein Sanka
im Hafen jede Menge Tanka,
und wie ein alta Dampfa
geht vor Anka,
aba keinen Sauerampfa.
Arma Sanka!
Nach Sri Lanka
kommt ein dicka Kranka,
wird wie dort jeda
dank Ayurveda
deutlich schlanka.
Gewürze, Früchte
in Sri Lanka.
Aber leida gar kein Sauerampfa.
Arm’s Sri Lanka!
Der Teufel
Der Teufel tarnt sich gern
im Lichte des charmanten,
rethorisch gewandten,
mit List und Tücke,
sich gebenden Menschenversteher.
Bis das Licht auf ihn fällt,
er sich nicht mehr
zu helfen weiß –
wenn ein Stärkerer kommt,
der ihm zu mächtig erscheint –
erst dann verlässt er die Bühne.
Rott und Gott
Es sprach einmal ein Mann in Rott:
“Für mich, da ist die Frau ein Gott,
die mich als liebesgeilen Mann
göttlich zufriedenstellen kann.”
Darauf sprach eine Frau in Rott:
“Für mich, da ist nur der ein Gott,
der mich in dieser liebestollen Welt
mit neuen Liebesbeweisen täglich überfällt.”
Es sprach darauf im Himmel oben Gott:
“Mein Gott, da drunt im lechrainischen Rott
reden Verliebte auch nur Schrott.
Es ist nicht anders als grad sonstwo auf der Welt,
dass man sich falsche Götter hält.”
Alles Lebendige
Alles Lebendige lässt sich nicht
in eine Schublade pressen
oder in einen Rahmen spannen.
Alles Lebendige
ist Veränderungen unterworfen.
Leben ist wie ein Fluss oder
wie ein offenes Gewässer.
Manchmal ist es so kraftvoll,
dass es sich selbst
neue Wege schafft,
um weiter zu gelangen
als in den Bahnen
zu bleiben,
in denen es zuvor verlief.
Und werden Hindernisse
sich wie unbegehbare Wege
aufzeigen,
so muss Leben unaufhaltsam
nach neuen unausgetretenen
Pfaden suchen,
um seiner Bestimmung
zur Lebendigkeit,
treu sein zu können.
Gedanken an meine Tochter
Habe keine Angst
vor dem unvorstellbaren Wandel,
in dem wir uns gerade befinden.
Lass alles los, was dich in der alten Welt
der Illusion festhalten will.
Es war nie eine menschliche Welt
für alle.
Die Wahrheit, das Göttliche,
lässt sich nicht aufhalten.
Erweitere dein Bewusstsein, denn
alles ist möglich.
Beginne von deiner Welt,
in der DU leben willst,
zu träumen.
Deine Gedanken sind unfassbar stark,
sie können alles verändern,
wenn du nur glaubst.
Riechen Sie es auch?
Jedes Gedicht
Verströmt einen
Ihm eigenen
Charakteristischen
Geruch
Dieses hier
Riecht nach
Lavendel
Seerosenblüten
und Essig.
Nein, ich rieche nichts.
Ich glaube da nicht so recht dran.
Das ist doch nur eine Lüge
Der gedichtproduzierenden Industrie!
Na warte!
Dir werde ich heimleuchten!
Dir werde ich Mores lehren!
Dir werde ich den Marsch blasen!
Dir werde ich den Garaus machen!
Dir werde ich den Schuh aufblasen!
Dir werde ich den Kopf waschen!
Dir werde ich helfen!
Dir werde ich den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen!
Dir werde ich die Finger dran verbrennen!
Dir werde ich den Mops in der Pfanne verrücken!
Dir werde ich den Nagel auf den Kopf treffen!
Dir werde ich das fünfte Rad am Wagen sein!
Dir werde ich den Lügen kurze Beine machen!
Dir werde ich die Liebe blind machen!
Dir werde ich vor deiner eigenen Tür kehren!
Dir werde ich die Katze im Sack kaufen!
Dir werde ich die eine Hand der anderen waschen!
Dir werde ich das Haar in der Suppe finden!
Dir werde ich a sagen und dann auch b sagen müssen!
Na warte!
Natur-Tempel
Ego-Kracher Beton-Schlonze
Jetzt ist Schluss mit dem Gebonze
Natur-Tempel für alle Gottes-Kinder
Quell-Wasser-Kristall-Finder
Eine Kindheit im Licht
das wird zur Pflicht
Hey Alter wach auf
steig in den Beautyfluss des Lebens
auf zum Systemwechsel
des Gebens und des Nehmens
Unterscheidungen
Es ist ein Unterschied
zwischen Sex haben wollen
und erotisch sein
und es ist ein Unterschied zwischen
die Freiheit per Spritze wieder zu erlangen
oder die Freiheit zu fühlen
lebendig im Leben zu sein
es ist ein Unterschied
bin ich ein funktionierender globaler Spieler
oder ein menschliches Wesen mit einem Bauchgefühl
es ist ein Unterschied
ob ich ertüchtige
oder besiege
es ist ein Unterschied
ob ich von Kolonien auf dem Mars träume
oder, ob ich die Vielfalt auf der Erde erhalte
es ist ein Unterschied
ob ich den Pinsel, mit dem ich das Land tünche
in den Eimer der Angst tauche
oder ob der Redestab im Kreis herumgeht
und ein Miteinander an der Lösung webt
Herbstdepression
Wenn die Nebel über Flüssen liegen
der erste Rauhreif Wiesen weißt
wenn die Vögel Sehnsucht kriegen
der Rotmilan nicht mehr am Himmel kreist
Wenn die Blätter abwärts schweben
kalte Winde durch die Gassen wehn
Blumen keinen Duft mehr geben
Kinder bibbernd um Laternen stehn
Wenn die Felder abgeerntet liegen
früh am Abend herrscht schon Dunkelheit
Pfützen schon die erste Eishaut kriegen
beginnt für mich die schwere Zeit
Wurzeldank
Ihr gebt auch noch den mächtigsten Baumriesen Stand
haltet Felsen und Steine am steilen Schluchtenrand
gebt sicheren Halt des Wanderers Schritt
und kriegt dafür oft noch Stockschläge mit
wenn es steil wird man sich gerne helfen lässt
und hält sich dankend an euch fest
ich weiß es zu schätzen was ihr gewährt
drum werdet ihr mit diesem Vers hier geehrt
Pieks to go
Ich glaube gerne an das Gute
Und wer glaubt das heute nicht?
Wenn ich nicht dabei verblute
und auch wahre mein Gesicht!
Megatolle Regeln gibt’s zuhauf
mit Zwängen ungeniert garniert
als Untertan muck ich nicht auf
wo statt dem Volk das Geld regiert.
Ein Pieks – und schon bin ich bei denen,
die sich nach Reisefreiheit sehnen:-)
Schluchtwaldmesse
Wie schlanke Pagoden
erheben sich die neuen Triebe
des Schachtelhalms
daneben stehen die Bischofsstäbe
des Farnkrauts Spalier
umgeben vom Weihrauchduft
des grünen Bärlauchteppichs
über allem schwebt
wie ein Zeremonienmeister
im samtschwarzen weißbekragten Talar
ein würdevoller Trauermantel
ein Sonnenstrahl findet durchs Gebüsch
zahlreich die Mücken
die ihn nutzen
zum rituellen Tanz
die Erkenntnis bricht sich Bahn:
Gott ist Natur
stifterlied
Komm wir gehen stiften
woll‘n unsern reichtum liften
denn für den staat
ist uns unser geld zu schad
komm wir wollen stiften gehen
niemand soll den reichtum sehen
so können wir uns’re millionen
vor steuerzugriffen verschonen
komm wir gehen stiften
und wenn die andern noch so giften
so viele steueroasen dieser welt
die warten nur auf unser geld
und wenn wir dann noch eine stiftung gründen
dann werden wirklich alle finden
wie arm wir ohne edle stifter wären
und werden uns mit orden ehren
Ein Wunder
Ein Wunder
brauche ich
Gibt es Wunder eigentlich?
Es ist unfassbar
Diese Frage
stellt sich mir
seit Langem schon
Doch gibt es Wunder
Jeden Tag
stell ich mich in den Spiegel
und sehe mich
kann es nicht fassen:
Denn dieses Wunder
das bin ICH
Als Löwenzahn geh ich voran
Jetzt wird es warm und ich muss raus
ganz in die frische Luft hinaus!
Wo Stummel wachsen aus dem Gras?
Sie riechen stark nach Menschen-Gas!
Da verzieh ich meine Miene
und vergnüg mich mit der Biene
sie setzt sich gerne auf mich drauf
und alles nimmt so seinen Lauf
Doch eines will ich jetzt noch sehn,
wie diese Stummel von mir gehn.
Du Sonne, zeig mir deine Kraft!
Erlös mich von dem Stummel-Saft!
Wohin gehen wir?
Wohin gehen wir?
Coffee to go
pommes to go
schnitzel to go
salad to go
ja was denn noch?
bald ein
dreigängemenü to go
für beschleunigte mittagspausengourmets?
und selbstverständlich alles in plastik verpackt
als hätten wir keine zeit
und mehr als diese eine welt
als wär’s ein planet to go
also: geht’s noch?
Neubeginn
Ein Frühlingshauch weht über zartem Grün,
es leuchten erste Blütenblätter kühn.
Sie dringen freudig hervor aus Mutter Erde,
der Hoffnung voll, dass es bald wärmer werde.
Die Schmetterlinge laden ein zum Sonnentanz,
wir binden schon den ersten Blumenkranz.
Feldhasen hüpfen leicht über die Wiesen,
Veilchenblau wird bald am Waldrand sprießen.
Die Vögel zwitschern uns ein Märzenlied
zu Himmelblau und Neubeginn und Erdenfried’.
Des Kuckucks Ruf und erster Bienen Summen
lassen den Wandrer lauschend bald verstummen.
Hellgrün winkt’s aus den Knospen Astspitzen,
der Lenz erschafft sich Raum in allen Ritzen,
bringt Umwandlung entzückend an ihr Ziel
in diesem frühlingshaften Wonnespiel.
Lockdown im Gemeinwohlland
In dieser so tief in Willkür versunkenen Zeit,
weiß niemand so recht über Rechte Bescheid.
Im Lockdown des Winters sollte alles mal ruhn,
und Polizisten hatten mit vielerlei Regeln zu tun,
mussten Kinder auf Schlitten von Pisten vertreiben,
die sollten doch lieber zuhause mal bleiben.
Wo maßlose Zwänge das Gemeinwohl zerstören
und die Anstifter hemmungslos Menschen betören,
da such ich nach Mut und Menschenverstand,
wo Unwohl prägt das Gemeinwohlland.
Und plötzlich kommt mir wieder in den Sinn,
das einst so schöne Grün welkt mutlos vor sich hin.
Das Frühjahr scheint nochmal ein Winter zu werden,
der Abschied fällt schwer – tschüss Blütezeit!
Gibt es einmal ein Wiedersehn?
Sie wäre einfach wieder schön,
die unbeschwerte Heiterkeit.
Atem der Natur
Erst wenn der letzte Landschaftsstrich
verbaut,
der letzte Sandboden für immer versiegelt
und unsere Erde nur noch
eine Betonwüste ist – zur Unkenntlichkeit
verkommen,
erst dann werden wir
begreifen, dass das Streben
nach Profit, dem wahnhaften Menschen
das Wichtigste und Wertvollste
genommen hat –
das Atmen der Natur und
die Schönheit unseres Planeten.
generalsanierung
zu viel hat sich angesammelt
ein langes leben lang
nichts mehr unter den teppich kehren
fenster auf und durchlüften
ab in die tonne
mit dem psychomüll
und den spinnweben der angst
durchs klo spülen den gedankenschutt
und jetzt
das hirn neu weißeln
unbelastet sauber und rein
kein schandmal mehr
keine albträume
die aus dunklen ecken kriechen
keine drohschrift mehr
an der wand
gewissensrein
auf neustart
Die Welt braucht ein anderes Gesicht
Ich bin sicher
Du bist dazu berufen –
dazu, Eingefahrenes zu durchbrechen,
von Frieden und Gerechtigkeit
nicht nur zu reden,
sondern es zu leben.
Selbstverständnis im Rollendenken
von Mann und Frau
durch Dein Verhalten zu verändern.
Hast Du Mut?
Dann lass Dich bewegen –
als Einzelner
Aus Einzelnen werden viele werden,
überlass es nicht denen,
die das große Sagen in unserer Welt haben.
Wenn andere
dich zu ihrer Meinung überreden wollen,
dann stelle Dich erst recht
mit Deiner Meinung ihnen gegenüber
und bleibe fest dabei.
Auch – und gerade die Schwächsten
unserer Gesellschaft, die Kinder
brauchen Deine Ehrfurcht –
springe ein
wenn Du sie ungerecht und lieblos
behandelt siehst.
Bleibe nicht in der Verborgenheit
Deines Denkens:
Was werden denn die anderen sagen?
Die Welt braucht ein anderes Gesicht
durch Dich!
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