Anfang des Jahres 2021 war vor allem ich es, die darauf drängte, die OHA-Druckausgabe mit der Dezember-Ausgabe 2021 zu beenden. Vor vielen Jahren hatte ich nach und nach immer mehr Aufgaben beim OHA übernommen, die andere nicht mehr haben wollten. So organisierte ich den Versand, kümmerte mich um die Abo-Verwaltung, die Anzeigenkunden und die Finanzen.
Sigi und ich wurden zwar einmal gefragt: „Wie macht ihr das eigentlich mit dem OHA, wenn ihr mal in Urlaub seid?“ Unsere Antwort darauf war: „Normalerweise fahren wir nicht weg, und wenn, dann nur mal für ein paar Tage und das richtet sich eben nach dem monatlichen Erscheinungsdatum der Zeitung.“ Aber keiner hat gefragt: „Wie macht ihr das eigentlich, wenn ihr mal krank seid?“ Ich wollte auf keinen Fall einmal ein Chaos hinterlassen und bin deshalb vehement für eine geplante und geordnete Aufgabe der Druckausgabe eingetreten. So haben nun auch alle Abonnenten die zu viel gezahlten Abo-Beiträge zurückerhalten oder es wurde der Betrag für die Restmonate abgebucht. Bei den Verkaufsstellen haben wir alles abgerechnet und es bleibt nur noch die letzte Steuererklärung als Presseverlag Oberland. Eine gewisse Erleichterung macht sich bei mir breit. Einige Erlebnisse dieses letzten OHA-Jahres rücken nun wieder mehr in den Vordergrund.
Bereits in der September-Ausgabe 2020 hatte ich in einem Artikel mit der Überschrift »Corona-Maßnahmen spalten die Gesellschaft – auch die OHA-Leserschaft« auf einen immer deutlicher werdenden Konflikt hingewiesen, der sich dann auch im Jahr 2021 fortgesetzt hat.
Auf der einen Seite waren da so manche langjährige OHA-Abonnenten, die es nicht mehr aushielten, dass im OHA jeder seine Meinung frei zu Papier bringen darf – ja sogar Mitglieder der OHA-Redaktion eine klare Position einnahmen. Teilweise hatten sie dies in den vergangenen Jahren zwar selbst dort getan, vielleicht auch mal eine Minderheitenmeinung vertreten – aber jetzt bei Corona, da war plötzlich alles anders. Es kam auch der für mich absurde Vorwurf, wir würden nur Artikel von Maßnahmen- und Impfgegnern bringen und wir sollten doch auch mal einen Beitrag über einen Corona-Erkrankten mit Long Covid veröffentlichen. Unsere Antwort darauf war: „Es hat uns noch keiner so einen Artikel geschickt.“ Schließlich ist und war der OHA immer eine Mitmach-Zeitung und Aufforderungen wie: „Ihr müsstet mal was über dieses oder jenes Thema bringen“, haben wir stets mit den Worten zurückgewiesen: „Wenn jemand etwas darüber schreibt, dann bringen wir das gerne.“
Es folgte in diesem Jahr dann auch die ein oder andere Abo-Kündigung. Manche mit einer freundlichen Erklärung dazu, aber es gab auch juristisch einwandfreie Kündigungen ohne ein persönliches Wort, und dies von Menschen, die wir schon viele Jahre kannten. Anzeigen wurden zurückgezogen und/oder der Verkauf der Zeitung eingestellt. Eine Verkaufsstelle wollte den OHA unter der Ladentheke lagern und nur noch auf konkrete Nachfrage hin verkaufen. Das hat mich dann doch fast schon wieder zum Lachen gebracht, denn früher einmal haben das doch einige Läden so mit den Pornoheften praktiziert. Sogar bei der letzten Ausgabe fand noch ein Abonnent und Beitragsschreiber einen Grund uns aufzufordern, ihn aus unserem Mail-Verteiler zu streichen. Selten, aber doch einzeln vorhanden war die Haltung: „Ich bin da zwar ganz anderer Meinung als ihr, aber mich interessiert auch, was andere denken. Den OHA kündigen werde ich deshalb nicht.“
Aber da war auch die andere, die positive Seite der Medaille. Es gab neue Abonnenten, Artikelschreiber, Menschen, die den OHA in ihrem Umfeld bekannt machen wollten und auch diejenigen, die uns immer wieder erklärten, wie wichtig gerade in dieser Zeit eine Zeitung wie der OHA sei. Und als wir bekanntgaben, dass es den OHA als Druckausgabe nicht mehr geben wird, hörten wir Sätze wie: „Wo soll ich mich denn dann künftig informieren, ich habe kein Internet.“ Oder: „Schade, ich hab das jeden Monat so gerne gelesen.“ Und auch: „Dass Sie das überhaupt so viele Jahre geschafft haben, ist schon bemerkenswert.“ Ein Abonnent rief an, weil er sich Gedanken über die Finanzierung der Homepage machte und wollte, dass wir weiterhin die Abo-Gebühr bei ihm abbuchen. Als ich erklärte, ich dürfe das gar nicht, da es sich bei der Homepage um eine rein private Seite handle und ja auch gar keine großen Kosten mehr entstehen würden, meinte er: „Ich werde mir da dann schon was einfallen lassen.“
Jetzt am Ende des Jahres war ich das letzte Mal unterwegs, um bei den Verkaufsstellen die Schlussabrechnung zu machen. Einige Reaktionen hierbei haben mich dann doch etwas sentimental werden lassen und zum Schreiben dieses Beitrags bewegt. „Was, Sie hören auf? Das ist aber schade“, hörte ich da und zweimal wurde auf den Abrechnungsbetrag für die verkauften Zeitungen noch eine Spende für die Weiterführung des OHA auf der Homepage draufgelegt. An dieser Stelle nochmals vielen Dank dafür – vor allem für die damit zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung unserer Arbeit.
Renate Müller, Schongau
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