Wie mag sich ein Handwerker fühlen mit einem Werkzeugkoffer, dessen Inhalt für fast alle Notfälle passende Werkzeuge parat hatte und der dann dies hören muss: „Sie besitzen keine der Norm entsprechende Schraubenschlüssel, bitte verzichten Sie ab sofort auf deren Gebrauch, sonst können Sie des unsachgemäßen Handelns bezichtigt werden!“
Der Schrecken sitzt tief, Verunsicherung allerorts!
Die gemachten Erfahrungen und Reparaturen zählen nichts!
In etwa so fühlen sich derzeit homöopathisch arbeitende Ärzte und Heilpraktiker angesichts der Inquisition mit drohendem Scheiterhaufen wegen angeblicher Nutzung unethischen Hütchenspieler-Werkzeugs. Erfahrung, Erfolge und Empirie können nicht anerkannt werden, da das wissenschaftliche Grundgebäude auf tönernen Füßen steht!
Unerschütterlich und uhrwerkartig wird das Argument der wissenschaftlichen Implausibilität mit geradezu peinlichen Vergleichen wiederholt und zusammen mit dem Placebo-Knüppel – unbeeindruckt von jeglichen Gegenbeweisen – wie ein böses Gerücht flüsternd weitergereicht um dann unreflektiert und mit ex cathedra Rhetorik als angeblich gesicherte Weisheit erneut verkündet zu werden.
Zum Glück kommen uns Homöopathen nicht alle Skeptiker mit den Brachial-Gedanken eines Herrn Endruscheit entgegen, der – sicherlich nur in einer Anwandlung von Unbeherrschtheit – vom „Zerschlagen der öffentlichen, der sozialen Reputation der Homöopathie“ spricht.
Aber auch eine Frau Grams, ehemals stramme und erfolgreiche Hahnemann-Schülerin und als Konvertitin jubelnd ins Lager der Skeptiker aufgenommen, versucht nun als Monstranz der Skeptiker die Homöopathen am Straßenrand zu blenden.
Schluss mit Lustig!
Warum, so fragen sich die Homöopathen, werden die Ergebnisse der Metaanalysen zur Homöopathie mit ihrem überwiegenden Urteil »Wirkung über Placebo-Niveau« von der Skeptikergemeinde nicht als solches anerkannt?
Warum stürzen sich die Skeptiker nur auf die Kosten-Verursachung durch die Homöopathie, obgleich Antidepressiva eine wesentlich schlechtere Evidenz als die Homöopathie aufweisen, dafür aber ein wesentlich höheres Kosten-Einsparpotenzial besäßen?
Warum werden auch von wissenschaftlich versierten Journalisten wie Herrn Bartel von der Süddeutschen Zeitung die Falschaussagen zur Homöopathie ungeniert und ohne rot zu werden wiederholt und neuere Ergebnisse – wie die des (auf anhaltenden Druck der Wissenschaftsgemeinde) herausgegebenen »First Report« der australischen Gesundheitsbehörde NHMRC – unterschlagen, der „ermutigende Beweise für die Wirksamkeit der Homöopathie“ bei etlichen definierten Krankheitsbildern sieht?
Warum wird trotz Vorlage von Beweisen für die »Wirkung über Placebo-Niveau« gerade bei der Homöopathie auf dem Nachweis des Wirkungsmechanismus beharrt, der bei vielen anderen Heilverfahren und auch stellenweise in der konventionellen Medizin unklar bleiben darf?
Warum wird für die Homöopathie eine bessere Evidenz als für die Verfahren der sog. wissenschaftlichen Medizin gefordert, die laut einer Analyse der Cochrane-Reviews gerade mal bei 2 % der Reviews eine klare Wirksamkeit der Intervention zeigen und bei 43 % zeigen, dass sie möglicherweise wirksam sind und damit eine vergleichbare Evidenz wie die Homöopathie aufzeigen?
Warum kann ein Herr Lübbers den albernen Fall vom Globulum im Ohr gebetsmühlenartig als herausragendes Beispiel für eine gravierende Fehlbehandlung im Gefolge der Homöopathie geißeln, wenn die Nebenwirkungen der allopathischen Medikamente und Behandlungen geradezu gigantisch sind im Vergleich zur Homöopathie? Warum wird das »Wer heilt, hat recht« nur bei der Homöopathie in Zweifel gezogen?
Fragen über Fragen ohne irgendeine rational-schlüssige Antwort am Horizont!
Könnte es also ein irrationales Gefühl der Ablehnung sein, das der Homöopathie entgegenbläst?
Braucht der rational-materialistisch orientierte Technokrat in seiner auch ihm eigenen Unsicherheit und Angst vor Krankheit (gerade angesichts der immer menschenverachtender werdenden Techno-Medizin) noch dringender die vermeintliche Allmacht der Hochschulmedizin und therapeutische Machbarkeit bei etwaiger Erkrankung und ist ihm die Homöopathie, die er mit Unwägbarkeit, Placebo-Wirkung, Voodoo und Schamanismus assoziiert einfach nur unheimlich und zu unsicher? Ist sie wie ein unsteuerbarer Eingriff in die Privat- und Geistessphäre? Droht durch sie Kontrollverlust?
Steht die irrationale Homöopathie dem absoluten Heilungsanspruch im Wege?
Angesichts der fehlenden rationalen Argumente für das Homöopathie-Bashing erscheint die heftige Abwehr gerade durch vernunftorientierte Menschen nur durch die irrationalen Ängste, die – mit geradezu hämischer Freude – verkleidet als pseudo-rationale Argumente auf die Homöopathie übertragen werden, erklärbar.
Inwiefern die Homöopathen mit ihrer bisweilen zur Schau getragenen Arroganz und dem trotzigen Rückzug auf das Hahnemannsche Dogmengebäude zur wütenden Auflehnung gegen alles, was mit Homöopathie zu tun hat, beitragen, sei dahingestellt.
Vielleicht aber kann eine »innovative Homöopathie«, die sich reformfähig zeigt, die sich offen den Fragen der Plausibilität Hahnemannscher Dogmen stellt und „antiquierte Dogmen, Beschwörungsformeln und Durchhalteparolen“ (Peplowski) in den Orkus wirft, die die Schulmedizin als unerlässlichen und wertvollen Partner anerkennt, die klar ihre Grenzen formuliert und die das Simile- bzw. Ähnlichkeitsprinzip als (einzig?)-wichtigen Wirkfaktor erkennt sowie auf die Potenz(ierungs)-Homöopathie verzichtet, vielleicht kann diese »undogmatische Homöopathie« den versöhnlichen Bogen zu den Befürchtungen der Skeptiker schlagen und dazu beitragen, dass die konventionelle Medizin sie ebenso wie andere Heilverfahren als wichtigen komplementären »Werkzeugkoffer« anerkennt.
Dr. Heinrich Hümmer, Herrsching
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