Die Bilder der Internationalen Grünen Woche, der großen Messe für Landwirtschaft und Ernährung, die derzeit in Berlin stattfindet, sind an Absurdität kaum zu überbieten: entspannte Kühe, quietschlebendige Schweine, glückliche Legehennen.
Die Realität in Deutschlands Ställen sieht anders aus. Jedes vierte tierische Produkt stammt von einem kranken Tier. Lungenentzündungen, Knochenbrüche, schwere Euter-Erkrankungen – millionenfaches, vermeidbares Leid, jeden Tag. Und das nicht nur bei großen konventionellen Betrieben, sondern auch auf kleinen Bio-Höfen. Denn obwohl Tiere in Öko-Haltung etwas mehr Platz und Auslauf haben, kommt es auch dort laut Studien zu ähnlich vielen Krankheitsfällen. Unter anderem verursacht durch schlechtes Stall-Management.
Politiker und Industrie-Vertreter auf der Grünen Woche überhäufen uns mit neuen Tierwohl-Initiativen und Güte-Siegeln. Statt Fakten über das Elend in den Ställen zu liefern, geht es nur um Wohlfühl-Rhetorik. Die Grünen etwa wollen die 0-1-2-3-Haltungs-Kennzeichnung wie bei Eiern auch für Fleischprodukte.
Landwirtschaftsminister Christian Schmidt verspricht den Durchbruch mit einem staatlichen Tierwohl-Label: Es soll auf Produkten kleben, die tiergerecht produziert wurden. Mit jedem Einkauf sollen wir Kundinnen und Kunden das Leben der Tiere verbessern können. Doch was die Grünen und Herr Schmidt verschweigen: Konkrete Vorgaben für die Gesundheit der Tiere sucht man bei den Vorschlägen vergeblich. Ob das Produkt wirklich von einem gesunden Tier stammt, können wir beim Einkauf nicht erkennen. Für die übergroße Mehrheit der Tiere gilt weiterhin: massenhaft Schmerz und Leid, jeden Tag – und das, obwohl die Bundesregierung gemäß Artikel 20a des Grundgesetzes den verfassungsmäßigen Auftrag hat, nicht nur für einige, sondern für ALLE Nutztiere tiergerechte Bedingungen durchzusetzen!
Quelle: foodwatch, 26. Januar 2018
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