WLAN an Schulen – die Argumente dafür sind eher fragwürdig: Kritische Einwände werden besserwisserisch vom Tisch gewischt
Zurzeit läuft eine Welle der Innovation und Technikbegeisterung durch die Schullandschaft. Ob Grund- oder Mittelschule, ob Realschule oder Gymnasium, ja selbst Kindergärten: Jeder will unbedingt dabei sein!
Die Rede ist vom Einsatz von Laptops und Tablets mittels WLAN. Kritische Einwände werden besserwisserisch vom Tisch gewischt. Auch wenn immer mehr seriöse Studien bekannt werden, die auf die Möglichkeit von gesundheitlichen Auswirkungen durch die zunehmende Verwendung von gepulsten Hochfrequenzen hinweisen, auch wenn führende Hirnforscher vor den Beeinträchtigungen von Merkfähigkeit und Gedächtnisleistungen bei Verwendung dieser Geräte warnen, man fordert sie und die dafür notwendigen WLAN-Netze landauf und landab an unseren Bildungseinrichtungen.
In der Diskussion um die Sinnhaftigkeit dieser Technik in unseren Schulen werden den Kritikern dieser Entwicklung mangels überzeugender Argumente in der Regel hauptsächlich folgende zwei Scheinargumente entgegengehalten:
Scheinargument Nummer eins: „Wir können uns dieser gesellschaftlichen Entwicklung nicht entziehen bzw. verweigern.“
Wer keine Fakten vorbringen kann, der zieht sich auch bei anderen Diskussionsfeldern gerne auf diesen fadenscheinigen Allgemeinplatz zurück. All jenen, die so argumentieren, sei ins Stammbuch geschrieben, dass mit dieser Formulierung schon so mancher Unsinn und leider auch viel Schlimmes gerechtfertigt worden ist. Ein Blick zurück in die Geschichte – insbesondere in die des »Tausendjährigen Reiches« – sollte hier heilsam sein.
Scheinargument Nummer zwei: „Um Medienpädagogik in der Schule umsetzen zu können, müssen wir Geräte wie Laptops, Tablets oder Smartphones in die Schule holen und damit arbeiten.“
Genau betrachtet handelt es sich hier um eine pädagogische Bankrotterklärung. Hier muss man klipp und klar die Frage stellen, ob wir jetzt auch Alkohol, Nikotin und alle Arten von Drogen in die Schulen hereinholen müssen, um präventive pädagogische Arbeit, zum Beispiel in der Suchtprävention, leisten zu können.
Außerdem sollte es in unseren Bildungseinrichtungen – wohlgemerkt nach der Grundschule! – längst Standard sein, dass Fachräume und Klassenzimmer ausreichend mit kabelvernetzten Computern und Laptops ausgestattet sind. Zusätzliche WLAN-Verbindungen, um damit ins Internet zu können, sind daher überflüssig, die Technik ist schon da.
Zum Schluss noch ein Hinweis bezüglich der ethisch-pädagogischen Verantwortung: Lehrerinnen und Lehrer haben die Pflicht, in der Zeit, in der die Erziehungsberechtigten ihnen ihre Kinder überantworten, Schaden von diesen abzuhalten. Ziel aller Schulen müsste es daher sein, nach dem Minimierungsgebot dafür zu sorgen, dass Strahlungsbelastungen so gering wie möglich zu halten sind. Eine Tablet-Klasse mit WLAN und 25 eingeschalteten Einzelgeräten entspricht diesem Ziel sicherlich nicht!
Hans Schütz
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Zum Thema »Medienerziehung«
In der aktuellen Ausgabe von »Schule & Wir«, der Elternzeitschrift des Bayerischen Kultusministeriums (Nr. 2/2015, Seite 20) findet sich in einem Artikel über Medienerziehung folgender bemerkenswerter Hinweis:
„Studie der London School of Economics
(…) Handys und Smartphones in der Schule nicht zu nutzen, scheint beim Lernerfolg zu helfen. Dieses Fazit ziehen die Ökonomen Louis-Philippe Beland und Richard Murphy von der London School of Economics. Die beiden Wissenschaftler hatten für ihre Untersuchung die Testergebnisse von 16-jährigen Schülern vor und nach der Einführung eines Handy-Verbots verglichen. Die Leistungen stiegen um 6,4 Prozent – eine Verbesserung, die sonst nur mit fünf zusätzlichen Schultagen zu erreichen gewesen wäre. Vor allem die leistungsschwächeren Schüler verbesserten sich stark. Von den Forschern wurde dies damit erklärt, dass sich diese Schüler schneller ablenken ließen.“[/important]
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