In Sachen Asyl hat sich mittlerweile in Peiting sehr viel getan. Der Freundeskreis Asyl hat sich organisiert und arbeitet sehr effektiv. Es haben sich mehrere Arbeitskreise gebildet. So findet z. B. vier Mal wöchentlich Deutschunterricht in 2 Gruppen statt, das Kleiderstüberl und das Möbellager können dank der Mithilfe des Bürgermeisters und der Gemeinde größere Räumlichkeiten in der Bahnhofstraße beziehen, der Radlstadl hinter dem Kindergarten am Gumpen findet regen Zuspruch.
Am 1. August fand im Peitinger Schwimmbad das »Fest der Kulturen« statt. Unsere Asylbewerber sind schon fleißig mit den Vorbereitungen beschäftigt. Sie kochen landestypische Spezialitäten, die anschließend gegen ein kleines Entgelt probiert werden können. Selbstverständlich gibt es auch bayerische Spezialitäten von Jo. Es wäre schön, wenn viele Bürger diese Gelegenheit wahrnehmen, um gegenseitig ins Gespräch zu kommen.
Diesmal möchten wir zwei weitere Männer aus Syrien vorstellen.
Walid (Name wurde geändert) war diplomierter Finanzbeamter bei der Regierung, ein sehr höflicher, äußerst pflichtbewusster
und zielorientierter Mensch.
Er kommt aus einer Rebellenhochburg, seine Heimat ist zerbombt, für ihn und seine Familie bestand Lebensgefahr. Sein Fluchtweg führte über den Libanon, Jordanien, Algerien, Tunesien. Weite Strecken davon legte er zu Fuß zurück, bis er in einem kleinen Schiff mit über 500 Personen Europa erreichte.
Walid spricht fließend Englisch und kann sich mittlerweile sehr gut in Deutsch verständigen. Als anerkannter Flüchtling darf er auch einen offiziellen und sehr effizienten Deutschkurs besuchen. Vieles hat er sich auch selbst übers Internet beigebracht.
Ihm ist das gelungen, wovon unsere anderen Asylbewerber noch träumen: vor wenigen Tagen durfte er seine Familie, seine 35-jährige Frau Farah, seine 12-jährige Tochter und die beiden 8- und 14-jährigen Söhne in die Arme schließen.
Wenige Tage nach ihrer Ankunft konnte die Familie in eine schöne Wohnung in Peitings Ortsmitte ziehen. Farah ist Mathematiklehrerin, lächelnd erzählt sie: „Bisher habe ich unterrichtet, ich habe nicht gedacht, dass ich eines Tages selbst wieder auf der Schulbank sitze“.
Da sie und auch die Kinder fließend Englisch sprechen, ist eine Verständigung sehr gut möglich.
Rami (Name wurde gändert) ist ein sehr zurückhaltender Mann. Seine gelockten Haare sind in den letzten Wochen grau geworden. Rami liebt Fußball, fischt gerne und geht ins Fitnessstudio.
Aufgrund politischer Verfolgung entschloss er sich zur Flucht. Diese führte ihn über die Türkei, Griechenland, Bulgarien, Serbien und Ungarn nach Deutschland.
Als Pizzabäcker arbeitete er in Syrien 15 Stunden täglich, an sieben Arbeitstagen in der Woche in einer Pizzeria. Und das ist auch sein Traum: eine eigene Pizzeria und ein Haus für seine Familie. Das ist seine Ehefrau und die vier Kinder im Alter von 3, 4, 6 und 8 Jahren, die bei Verwandten im Libanon vorübergehend Obdach gefunden haben. Trotzdem macht er sich sehr große Sorgen. Den Traum von der eigenen Pizzeria haben wir ihm gelassen, auch wenn wir befürchten, dass er keine Chance hat, sich im deutschen Behördendschungel zurechtzufinden.
Von den acht syrischen Asylbewerbern, die zurzeit von uns mitbetreut werden, sind mittlerweile vier als Flüchtlinge anerkannt und drei sind in eigene Wohnungen ausgezogen. Vier warten nach acht Monaten immer noch auf ihre Anerkennung und damit auf die Möglichkeit, eine Arbeit zu finden und aufzunehmen. In manchen Fällen kann es bis zu 2 Jahren dauern, bis über den Asylantrag entschieden wird – ein unerträglicher Zustand. Hier sollte unsere Regierung endlich etwas unternehmen, damit diese Verfahren beschleunigt werden.
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