Honduras: Die Gesellschaft wird immer gewalttätiger (38)

Nicht nur in Nordmexiko, auch in Honduras wird die Gesellschaft immer gewalttätiger und blutrünstiger. Für das zweite Wochenende im Februar meldeten die Zeitungen nicht weniger als 19 Morde …

Nahrungsmittelpreise und Mindestlohn

Wie überall auf der Welt, stöhnen die HonduranerInnen über die immer weiter steigenden Nahrungsmittelpreise. Und gerade die Lohnabhängigen, die vom Mindestlohn leben, spüren es am heftigsten: Der Zweiwochenlohn wandert meist direkt in den Magen.

Dieser Mindestlohn ist jetzt auch noch heftig umkämpft: Pepe Lobo, der unter fragwürdigen Bedingungen gewählte Präsident (von den meisten lateinamerikanischen Staaten wird er nicht anerkannt), stellte eine Neuregelung in Aussicht. Aber nicht nach oben. Der gestürzte Präsident Mel Zelaya hatte diesen Mindestlohn massiv angehoben – das sollte unter dem Druck des Unternehmerverbands korrigiert werden. Und dann kam Tunesien, Ägypten und die ganzen anderen arabischen Staaten. Und die kalten Füße der maßgebenden paar reichen Familien, die genau wissen, dass hier ganz ähnliche soziale Verhältnisse herrschen. Also: Kommando zurück – und Mindestlohn auf die lange Bank.

Gewaltwelle

Nicht nur in Nordmexiko, auch in Honduras wird die Gesellschaft immer gewalttätiger und blutrünstiger. Für das zweite Wochenende im Februar meldeten die Zeitungen nicht weniger als 19 Morde: mit einer Ziffer von 80 Morden im Jahr (pro 100.000 Einwohner) wird dabei San Pedro Sula nur noch von Ciudad Juarez an der US-mexikanischen Grenze übertroffen. Die Aufklärungsrate schätzt man dabei etwas unter 5 Prozent – schon erschreckend, wenn man mit Deutschland vergleicht: dort werden über 95 Prozent aufgeklärt. Bei einer Mordrate von weniger als einer Person pro 100.000 BürgerInnen…

Die Ursachen sind klar: Immer mehr perspektivlose Jugendliche fühlen sich von den Mord- und Drogengangs angezogen, der durch die Medien vermittelte American Dream of Life bleibt unerreichbar, da die Grenzen immer undurchlässiger werden. Dazu spielen Waffenkontrollgesetze so gut wie keine Rolle und die Polizei ist durch und durch korrupt. Daran werden auch die Millionen nichts ändern, die die deutsche Regierung versprochen hat – wohl als Gegenzug für die honduranische Stimmabgabe zugunsten eines olympischen Garmisch-Partenkirchen. Die Welt ist klein geworden.

Aus Tegucigalpa berichtet Reinhard Böttger

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