Christian Felber, Gründer von Attac Österreich, stellte im Café Plexx (Weilheim) sein Konzept der »Gemeinwohl-Ökonomie« vor. „Welche Qualitäten sind nötig, damit menschliche Beziehungen gelingen können?“ – „Rücksicht, Toleranz, Vertrauen, Fürsorge …“
„Und welche Eigenschaften braucht es, um in unserem Wirtschaftssystem erfolgreich zu sein?“ – „Ellbogen, Egoismus, Härte, Intrigen …“
Merken Sie was? Ökonomie ist von Menschen für Menschen gemacht. Und doch herrscht im Wirtschaftsleben das glatte Gegenteil der Werte, die wir bräuchten, um ein glückliches Leben zu führen.
Mit solchen Frage-Antwort-Spielen brachte Christian Felber sein Publikum auf die Spur. Vor 50 Besuchern im prall gefüllten Café Plexx über dem Buch- und Bioladen »Zauberberg« legte der Bestsellerautor und Aktivist einen überaus überzeugenden Auftritt hin. Attac Weilheim, die Regionalwährung „Der Regio im Oberland“ und „Der Zauberberg“ hatten eingeladen. Unsere Ökonomie, so Felber, basiert auf Konkurrenz und Profit. So ist es kein Wunder, dass Ängste und Burnout zunehmen, während das Vertrauen in die Zwischenmenschlichkeit abnimmt. An der menschlichen Natur liegt’s nicht, behauptete der Vortragende. Die birgt Potenziale in beide Richtungen: Konkurrenz wie Kooperation. Wir müssen also ein Anreizsystem schaffen, das eher die humanen Verhaltensweisen belohnt.
Das können wir erreichen durch die Umstellung unseres Wirtschaftssystems auf Gemeinwohl-Ökonomie. Firmen sollen eine Gemeinwohlbilanz erstellen und Punkte sammeln: Wie gehen sie mit ihren Mitarbeitern um? Wie mit Frauen, mit Lieferanten, mit der Umwelt? Je nach Bilanz werden die Unternehmer dann finanziell besser oder schlechter gestellt. Erfolgreich darf nur sein, wer allen dient. Daher dürfen z. B. biologische Lebensmittel aus fairem Handel nicht teurer sein als konventionelle.
Vor einem mitdenkenden, überwiegend begeisterten Publikum machte Christian Felber dann noch ein paar Vorschläge, die revolutionär klingen, aber logisch durchdacht sind: Ein demokratisches Bankensystem, mehr direkte Demokratie, eine progressive Vermögenssteuer, eine festgelegte Spanne zwischen den höchsten und den geringsten Einkommen in der Gesellschaft, keine Gewinnausschüttungen für Personen, die nicht in einer Firma mitarbeiten u.a.
Roland Rottenfußer
Wer es genauer wissen will, dem sei Felbers Buch empfohlen:
Christian Felber: Gemeinwohl-Ökonomie. Das Wirtschaftsmodell der Zukunft. Verlag Deuticke, 160 Seiten, € 15,90.
An der Bewegung »Gemeinwohl-Ökonomie« kann jede/r Interessierte selbst mitarbeiten. Unternehmer können sich beraten lassen und Mitglied des Netzwerks werden.
Kontaktadresse: bayern@gemeinwohl-oekonomie.org
Weitere Infos: www.gemeinwohl-oekonomie.org
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