Dezentrale Stromerzeugung bringt die Wertschöpfung in die Region

Die Energiewende geschieht in den Kommunen

Nach der Atomkatastrophe in Fukushima wird jetzt auch von der Bayerischen Staatsregierung nach Lösungen gesucht, wie nach der geplanten Abschaltung der AKWs die Stromversorgung in Bayern mittelfristig mit möglichst geringen Belastungen für die Wirt­schaft und die privaten Verbraucher gesichert werden kann.

Die Bürgerstiftung »Energiewende Oberland«, der drei Landkreise (Bad Tölz­-Wolfratshausen, Miesbach, Weilheim-Schongau) angehören, ist der Auffassung, dass der wiederholt vorgebrachte Vorschlag des Neubaus großer Gas- bzw. Kohlekraftwerke in Bayern mit Blick auf den Klimaschut­z nicht zielführend sein könne. Außerdem wäre eine dauerhaft bestehende Abhängigkeit von politisch instabilen Lieferländern keine zufriedenstellende Lösung.

Im Gegensatz dazu wird die dezentrale Stromerzeugung unter Einsatz rege­nerativer Energien vorgeschlagen, bei der die Wertschöpfung in der Region verbleibt, weitere Arbeitsplätze entstehen und der soziale Frieden gesichert wird. Durch die regionale Stromerzeugung wird der Bau von landschaftszerschneidenden Strom­trassen vermieden und dadurch die Akzeptanz der alternativen Energien in der Be­völkerung erhöht.

Als Technologie bietet sich die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) an, die hocheffizient und ausgereift ist und damit unmittelbar zum Einsatz gebracht werden kann. Diese Technologie mit Hilfe eines ganzheitlichen Ansatzes in Form eines Leuchtturmprojektes flächendeckend über die genannten drei Landkrei­se zum Einsatz zu bringen und die gewonnenen Erkenntnisse in Form von Transfer­projekten auf andere Regionen zu übertragen. Das ist ein wichtiges Anliegen der Bürgerstiftung, um die Energiewende zu realisieren.

Die KWK-Anlagen orientieren sich, so wird im Schreiben an die Bayerische Staatsregierung weiter erläutert, an dem bestehenden Wärme- und Kältebedarf, womit ein Wirkungs­grad von mehr als 90 Prozent erreicht werden kann. Als Energieträger wird Erdgas einge­setzt, das schrittweise durch Biogas bzw. synthetisch erzeugtes Erdgas ersetzt wird und damit mittelfristig einen CO2-freien Betrieb garantiert.

Das Projekt besteht aus mehreren Phasen, und zwar die Erfassung des bestehenden und bis 2050 erwarteten Wärme- und Kältebe­darfs in den drei Landkreisen in Form eines auf die einzelnen Gemeinden bezo­genen detaillierten Katasters, darauf aufbauend die Entwicklung eines Gesamtkonzepts, in das alle Gemeinden des EWO-Gebiets einbezogen sind und eine Vernetzung der KWK-Anlagen mit Fernwärmenetzen vorsieht, die schrittweise Umsetzung der daraus abgeleiteten Maßnahmen unter Ver­wen­dung innovativer Finanzierungsinstrumente und schließlich die Erzeugung und Bereitstellung des zum Betrieb der BHKWs benötigten syn­thetischen Erdgases („Windgas“ oder „Solargas“).

Dieses hier vorgeschlagene Vorhaben soll in Zusammenarbeit mit den örtlichen politi­schen Entscheidungsträgern, den Bürgerinnen und Bürgern, mit regionalen Energieversorgern, u. a. den Stadt- und Gemeindewerken sowie mit den in der Re­gion ansässigen Unternehmen durchgeführt werden. Entsprechende Gespräche sind schon geführt worden, so dass von einer erfolgreichen Umsetzung des Vorha­bens ausgegangen werden kann.

In der vorgeschlagenen Kombination von KWK-Anlagen mit der »Power to Gas«-Technologie, bei der – wie bereits erwähnt – mit Hilfe von regenerativem Strom synthetisches Erdgas aus Sonnen- und Windenergie erzeugt wird, sieht die Energiewende Oberland einen besonders hohen innovativen Ansatz, der bisher nicht zur Anwendung gebracht wurde. Dieser Ansatz hat den großen Vorteil, dass einmal die KWK-Anlagen mittel­fristig CO2-frei betrieben werden können und zum anderen damit das Problem der Überlastung der Stromnetze durch Solar- und Windstrom sowie der Speicherung von großen Mengen alternativen Stroms gelöst werden kann. Insgesamt ergäben sich für Bayern eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit und die Schaffung von zusätzli­chen qualifizierten Arbeitsplätzen sowie erhöhte Exportchancen bei gleichzeitiger Abfederung der nachteiligen Wirkungen der AKW-Abschaltung auf den Klimaschutz.

Nach Auffassung der Bürgerstiftung wäre dieses Vorhaben ein Leuchtturmprojekt, das vom Bayerischen Umweltministerium durch entsprechende Finanzmittel unterstützt werden sollte. Deshalb will der Vorstand der Stiftung auch einen Förderantrag zur Durchfüh­rung dieses Vorhabens stellen.

Zusammengestellt von Sigi Müller

 

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Synthetisches Erdgas aus Sonne, Wind und Wasser

Diese Technologie wird immer öfter als künftige Speicherlösung bei erneuerbaren Energien ins Spiel gebracht. Für die Herstellung von synthetischem Erdgas (EE-Methan) kann das dazu erforderliche CO2 aus der Luft absorbiert oder direkt aus industriellen Prozessen wie Kalk- und Zementherstellung entnommen werden. Die Herkunft des CO2 ist entscheidend für die Klimaschutzwirkung von EE-Methan, weshalb auf CO2 aus fossilen Kraftwerken verzichtet werden soll.

Steht CO2 zur Verfügung, kann der erneuerbare Strom mit einem Wirkungsgrad von 60 Prozent zu EE-Methan umgewandelt und im Erdgasnetz gespeichert werden. Wird das Gas rückverstromt, verbleiben je nach Verfahren zwischen 28 bis 45 Prozent der Primärenergie. Die Effizienz ist mit der Wasserstoffspeicherung vergleichbar.

Fangen Fotovoltaikanlagen die solare Strahlung ein und erzeugen so Strom für EE-Methan-Anlagen, dann bringt das den 20-fachen Ertrag bei einem Nutzungsgrad der Sonne von 10 Prozent. Bei Windparks liegt der Faktor sogar noch höher, je nach Standort und Flächenverbrauch. Im Übrigen kann unter Windkraftanlagen weiterhin Land- und Forstwirtschaft betrieben und damit eine kombinierte Energie- und Landwirtschaft ermöglicht werden.

Quellen: GREENPEACE ENERGY, WIKIPEDIA u. a.

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