»Wer Steuern hinterzieht, weiß eines ganz genau: Er tut dies nicht alleine. Ob nun berühmte Tennisspieler, Schauspieler, führende Politiker wie Minister oder Kanzler oder gar ein Kaiser Steuern hinterziehen, man befindet sich stets in allerbester Gesellschaft.«
(Seite 12)
Schon mehrfach haben wir im OHA über die vier mutigen Steuerfahnder aus Hessen berichtet, die es gewagt haben, gegen eine aus dem Ruder laufende Finanzbehörde aufzubegehren. Die Frankfurter Rundschau hat darüber dankenswerterweise sehr detailliert berichtet, sonst wäre wohl diese hessische »Steuerfahnder-Affäre« unter den Teppich gekehrt worden. Weil sie bei Banken, Großkonzernen und den Superreichen wohl zu hartnäckig gefahndet und eine Reihe von Ungereimtheiten festgestellt haben, sind die gewissenhaften Steuerfahnder unter der Regierung von Roland Koch und Finanzminister Karlheinz Weimar im Auftrag der Oberfinanzdirektion Frankfurt einer Begutachtung unterzogen und daraufhin aus dem Dienst entfernt worden. Der Gutachter, ein Psychiater, bescheinigte den vier Fahndern eine eindeutig »paranoid-querulatorische Entwicklung« sowie »Realitätsverlust«. Endgültig zum Skandal wurde die Angelegenheit, als vom Verwaltungsgericht Gießen dem Gutachter eine Geldbuße von 12000 Euro auferlegt wurde, weil er bei der Erstellung der vier Gutachten gegen seine ärztliche Berufspflicht verstoßen hatte.
Frank Wehrheim, einer der zwangspensionierten Steuerfahnder, hat das beinahe Unglaubliche jetzt aufgeschrieben und etwa das letzte Drittel seines Buches dieser »Affäre« gewidmet, die mit der streng geheimen Amtsverfügung 2001/18 ihren Anfang nahm. Die tüchtigen Frankfurter Fahnder waren fassungslos, weil damit die neue Regierung Koch ihre Zuständigkeit bei mittelgroßen 6-stelligen Geldtransfers ins Ausland erheblich eingeschränkt hatte. Mit dieser Weisung half die Politik den Steuerhinterziehern, bei Stückelung großer Beträge in kleinere Tranchen ungeschoren davonzukommen.
Wer dieses Buch liest, wird Vieles mit anderen Augen sehen.
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