Leserbriefe als Reaktion auf einen Artikel in den Schongauer Nachrichten und dem Weilheimer Tagblatt: Für früheren Chefarzt ist ein neues Zentralkrankenhaus nicht vom Tisch
Unbezahlbares Zentralkrankenhaus ein Schlag ins Gesicht der Bürger
Mit großer Verwunderung habe ich die Vorstellungen von Dr. Wilhelm Fischer, Ombudsmann der Krankenhaus GmbH Weilheim-Schongau, zur Kenntnis genommen. Realitätsferner könnte die Vision des Zentralkrankenhauses nicht sein:
1. Die Bürger haben sich in einem Bürgerentscheid klar gegen ein Zentralkrankenhaus entschieden.
2. Der Landkreis Weilheim-Schongau ist faktisch pleite. Er hatte gerade aus diesem Grund nicht einmal mehr ausreichende Finanzmittel zur Verfügung, um das funktionsfähige Krankenhaus in Schongau weiter zu betreiben.
3. Es kann nicht sein, dass ein aus Steuermitteln gebautes funktionsfähiges Krankenhaus Schongau geschlossen und dafür nochmals mit öffentlichen Steuermitteln ein neues Krankenhaus für ca. 500 Mio. Euro gebaut wird.
4. Das Zentralkrankenhaus löst nicht den Tatbestand, dass mit Schließung des Krankenhauses Schongau mehr als 28.200 Einwohner kein Allgemeinkrankenhaus mit durchgehender stationärer Notfallversorgung und Intensivmedizin mehr erreichen – es würde diesen unhaltbaren Tatbestand für alle Zeiten zementieren.
Schon jetzt zeigt sich: Das Defizit der Krankenhaus GmbH ist seit Gründung von »SOKRANK« um 1 Mio. Euro gestiegen – die prognostizierte Entlastung des Landkreises greift nicht. Stationäre Einnahmen in Millionenhöhe brechen weg.
Aus diesem Szenario kann es nur eine Antwort geben: ZURÜCK ZUM STATIONÄREN KRANKENHAUS SCHONGAU!
Klaus Emmerich
Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern
Dass Dr. Fischer als Ombudsmann, der in dieser Funktion unabhängig und unparteilich agieren sollte, sich weiterhin für ein Zentralkrankenhaus einsetzt, ist für mich starker Tobak. Aber ja, „wenn Fischer gebraucht wird, ist er immer noch da.“ Nun hat er in den letzten anderthalb Jahren „zahllose Gespräche geführt“, „unzählige Fragen beantwortet“, „viel Aufklärungsarbeit betrieben“ und „seine Argumentation sei auf fruchtbaren Boden gefallen“. Glaubt er, dass es die Menschen nicht nur im westlichen Landkreis vergessen haben, wie Frau Landrätin mit dem eindeutigen Votum nach dem Bürgerentscheid umgegangen ist? Glaubt er denn, dass das Vertrauensverhältnis zwischen der Krankenhaus GmbH und der Bevölkerung so leicht wieder zu kitten ist?
Da kommt der Ombudsmann dann als Lobbyist für ein Zentralklinikum mit altbekannten Phrasen von Lippmann & Co. daher, z.B. dass für den Standort Schongau keine Ärzte zu finden seien. Für Peißenberg wohl schon? Was hat Dr. Fischer als gerechter und fairer „Vermittler“ zur Gründung eines Geburtshauses mit den Hebammen beigetragen, wo er doch „die Flinte noch nicht ins Korn werfen will“? Welche konkreten Lösungsvorschläge hat er denn mit den Beschwerde-Führenden erarbeitet?
Macht es einen Sinn für die Krankenhaus GmbH, den Vertrag mit dem Ombudsmann zu verlängern? Was haben der Landkreis und die Bürger:innen davon und rechnet sich das? Kann sich der Kreistag diese Ausgabe überhaupt leisten, wo er doch schon an Brezen und Bananen bei Kreistagssitzungen sparen muss?
Irmgard Schreiber-Buhl, Schongau
Sehr geehrter Herr Dr. Fischer,
ich habe großen Respekt vor ihren medizinischen Leistungen und ihrem Engagement als Kardiologe. Doch ihrer Aussage, die sie im Artikel der Heimatzeitung getroffen haben, muss ich widersprechen und Folgendes zur Klarstellung beitragen:
Das Aktionsbündnis hat sich mit dem letzten Informationsabend im Oktober in Schongau, der durchwegs von den anwesenden Bürgern geschätzt wurde, mitnichten auf die Seite der Landkreis- oder Geschäftsführung gestellt.
Um was geht es? Das Krankenhaus in Schongau wurde uns trotz eines Mehrheitsentscheides der Bürgerschaft genommen und durch das ambulante Zentrum »SOGESUND« ersetzt. Wir verfügen nicht mehr über eine durchgehende Notfallversorgung im westlichen Landkreis!
Warum hat das Aktionsbündnis trotzdem dafür geworben, das, was noch vom einstigen Krankenhaus übrig geblieben ist, zu nutzen? Wenn das Zentrum nicht angenommen wird, und wie man lesen kann, weiterhin das Defizit steigt, wird die Einrichtung höchstwahrscheinlich geschlossen werden. Damit verlieren wir im westlichen Landkreis die letzte Chance, jemals wieder eine 24/7 Notfallversorgung zu reaktivieren, sollten die politischen Entscheidungsträger zu der Erkenntnis kommen, dass es ein großer Fehler war, auf dem Land die Gesundheitsversorgung drastisch zu stutzen.
Ich gehe davon aus, dass wir diese Fehlentscheidungen in naher Zukunft bitter bereuen werden.
Wir vom Aktionsbündnis haben zwar durchaus zur Kenntnis genommen, dass die ambulante Versorgung durch den Fortschritt in der Medizin einen immer größeren Stellenwert bekommt. Allerdings, und das ist nach wie vor die Einstellung des Aktionsbündnisses, wäre der Erhalt der Klinik eindeutig besser für die Bürger gewesen.
Und was auf denRettungsdienst zukommt, kann man aktuell im Landkreis durch die beabsichtigte Auflösung der ILS und des Rettungszweckverbandes in den Medien verfolgen.
Was wird mit den Notfallpatienten im Landkreis geschehen? Einzig aus diesem Grund sind wir gezwungen, darum zu bitten, »SOGESUND« auch zu nutzen. Wir verbitten uns die Darstellung, wir würden jetzt plötzlich voll und ganz auf der Seite der durchgeführten Aktionen in der klinischen Gesundheitsversorgung des Landkreises stehen.
Der Abbau des Katastrophenschutzes nach dem Ende des kalten Krieges hat sich als ein riesengroßer Fauxpas erwiesen. Wir sprechen von einer Pflicht zur Daseinsvorsorge, die der Staat seinen Bürgern schuldig ist.
Stefan Konrad, Schongau
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