J wie … Juggernaut

Irmgard Deml, Weilheim

Tatsächlich! Da ist doch vor mir am Gehweg ein fahrender Geselle unterwegs! Ganz in schwarz: Kurze Jacke, Schlaghose, Hut und über der Schulter ein Bündel! Ein Zimmerer? Jedenfalls sah ich schon länger niemanden mehr, der auf der Walz war, wobei das früher öfter vorkam. Und der »fahrende« Geselle hat etwas mit »Wallfahrt« zu tun, denn »wallen« war ehemals ein gängiger Begriff für »unterwegs sein«. Diese Handwerker, denke ich mir zumindest, sind vor allem so frei wie ein Mensch nur sein kann.

Und auch »tatsächlich«: Ich fahre auf der Olympiastraße in Weilheim südwärts Richtung Ampel. Ganz vorne stehen zwei Sattelzüge, dahinter etliche Autos. Vor mir ordnet sich auf der Linksabbiegerspur ein Mann mit einem »STAer Tesla« ein – ohne Blinker. Als die Ampel auf grün umschaltet, weiß ich auch warum. Er fährt geradeaus und zieht dann nach rechts, womit er die Schlange mitsamt den LKW-Zügen hinter sich lässt! Oha! Na, da ist mir das erste Erlebnis schon wesentlich lieber.

Erlebnisreich ist jeder Tag, ja jeder Moment und zudem stets lehrreich. Täglich lerne ich Neues dazu, mit Schönem, doch natürlich ebenso mit Anderem. Das wäre sonst kein echtes Leben. Das echte Leben beinhaltet unzählig viele Bereiche und Facetten, wobei ich mich selbst möglichst aus der Hektik der Zeit herausnehme. Mir tun das Tempo und die Fülle an Verschiedenstem alles andere als gut.

Information an sich ist mir schon wichtig und als Radiohörerin bin ich alles andere als begeistert, dass eine UKW-Frequenz für BR 2 abgeschaltet wurde. Zackbumm kam die Durchsage in Dauerschleife statt der gewohnten Nachrichten: Sendersuchlauf einschalten oder auf DAB-Radio umsteigen! Na, das ist doch mal ein Service! Die jetzt einzige noch nutzbare Frequenz ist für mein kleines Taschenradio, das jahrzehntelang optimal funktionierte, miserabel. Werden wir auch so mit Gewalt gezwungen, uns neue Geräte – Smartphone, Tablet, DAB-Radio et cetera – zu kaufen?

Dazu, in einem freien Land zu leben, gehört grundlegend, dass wir bei allem, was uns betrifft, eine Wahl haben. Diese wird in allen möglichen Bereichen immer mehr eingeschränkt. Und ist es nicht so, dass zum Beispiel eine »Digitale Diktatur« zu totaler Kontrolle und diese folgerichtig zur politischen Diktatur führt? Doch die Politik von Ländern, wo es Derartiges bereits gibt, ist vermutlich nicht das einzige, was viele von uns beschäftigt, die über die Zukunft von Erde und Menschheit nachdenken.

Wo liegen denn die Gründe für die globalen Probleme, die Kriege, die Umweltzerstörung und so fort, die die Menschheit daran hindern, endlich wieder »ins richtige Gleis« zu kommen und die Schöpfung zu bewahren, statt alles zu zerstören? Eine Ursache ist sicher die menschliche Gier (Neu-GIER, Re-GIER-ung???), die dazu führt, immer mehr zu wollen – ohne Rücksicht auf Verluste, wozu der Kapitalismus einen sehr großen Teil beiträgt.

Seit Kurzem gibt es ein Buch für Kinder, in dem erklärt wird, wie »Kapitalismus« funktioniert, und ich besorgte es mir. Denn wir sogenannten »Erwachsenen« sind schlicht große Kinder, was bei manchen mehr, bei manchen weniger ersichtlich ist. Jedenfalls ist »Die kleinen Holzdiebe und das Rätsel des Juggernaut« sehr lesenswert und informativ. Der Begriff »Juggernaut« war mir völlig neu und jetzt weiß ich, dass es ihn tatsächlich gibt.

Das Wort stammt laut Wikipedia aus dem Englischen und steht für eine unaufhaltsame Kraft, die alles vernichtet, was ihr im Wege steht. In Indien werden bei einer bestimmten Prozession zu Ehren des Gottes Vishnu (Jagannatha) riesige, viele Tonnen schwere Wagen verwendet. Einmal in Fahrt gebracht, sind diese Wagen von Menschen kaum zu stoppen.

Ja, da haben wir wohl einen weiteren Begriff für den Kapitalismus! Im KINDERBUCH wird beschrieben, wie er sich entwickelt, wie die Menschen zu Sklaven von Mächtigen werden, die an deren Arbeit verdienen. Das einzige, was dagegen getan werden kann: Dass sich ausnahmslos alle in Form eines Streiks dagegen zur Wehr setzen! Das ist völlig logisch, denn was kann irgendein Fabrikbesitzer oder Wer-auch-immer in einer Firma, einem Betrieb, einer Institution tun, wenn tatsächlich niemand mehr für ihn arbeitet?

Dass in der Realität Geben und Nehmen in ausgewogenem Maß und auf Augenhöhe nötig sind, ist vielen Reichen schon lange egal und sie nutzen »ihre« Arbeitnehmer teils mehr oder weniger schamlos aus. Wobei diese ja häufig gezwungen sind, das entwürdigende Spiel mitzumachen, um überhaupt überleben zu können. Wie bei vielem anderen stellt sich also auch hier die Frage: Wie können wir die zerstörende Kraft von Gier und Kapitalismus aufhalten und die dahinter stehenden enormen Energien in positive Bahnen lenken?

Dass das machbar ist, davon bin ich absolut überzeugt. Und auch davon, dass wir alle gemeinsam eine Lösung dafür finden, so dass es rund um die Welt möglich ist, so frei zu sein wie jene auf der guten, alten Walz.

Irmgard Deml, Weilheim

Hinweis zum Buch:

Ole Nymoen, Wolfgang M. Schmitt: »Die kleinen Holzdiebe und das Rätsel des Juggernaut«

https://www.suhrkamp.de/buch/die-kleinen-holzdiebe-und-das-raetsel-des-juggernaut-t-9783458644774

1 Kommentar

    • Roland Brendel, 82362 Weilheim auf 23. September 2024 bei 18:22
    • Antworten

    Die Erde ist das Trainingsfeld für Kinder Gottes, bei den Einflüsterungen in den Gedanken zwischen Gut und Böse unterscheiden zu lernen, auch »Versuchung« genannt. Mit der Idee »Ich will mich nicht anstrengen, ich will gleich alles haben« folgt die Gier und alles weitere Luziferische. In der geheimen Offenbarung des Johannes zeigt Gott auf, dass wir uns mehrheitlich von ihm abwenden werden. Deshalb die unschöne Entwicklung. Wer bittet »führe uns in der Versuchung« steht unter seinem Schutz. Dann geht es »gut naus«.

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