Die Bevölkerung erhält in einer Online-Befragung des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth die Möglichkeit über den zukünftigen Lech mitzuentscheiden.
Vereine und Verbände bieten Informationsveranstaltungen vor und während der Befragung an.
Die Ziele des Projekts Licca Liber (Startschuß 2013) sind hoch gesetzt, und zwar die Stabilisierung und Renaturierung des Lechs zwischen Merching und der Mündung in die Donau. Aktuell läuft der Flussdialog für den dritten Teilabschnitt, vom Gersthofer Wehr bis zur Staustufe Ellgau. Das Besondere dieses integrativen Projekts ist die aktive Beteiligung aller Akteure und der transparente Planungsprozess. Das bedeutet alle Interessierten können ihr Wissen, ihre Meinung und ihre Wünsche für einen zukünftigen Lech in das Umsetzungskonzept einbringen. Das fertige Konzept für den betreffenden Abschnitt soll Ende dieses Jahres öffentlich vorgestellt werden.
Bis jetzt wurden durch die Projektleitung, dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, Sondierungsgespräche und Workshops für Expertengruppen und Fachöffentlichkeit durchgeführt. Nun folgt im September die dreiwöchige Online-Befragung der Bevölkerung.
Hier erhalten Interessierte die Möglichkeit mitzuwirken! Inhaltlich wird es Fragen zur persönlichen Meinung über den Lech geben, es können aber auch Wünsche zur Erholungsfunktion geäußert werden außerdem zur Ökologie und zur Energiegewinnung.
Hintergrund des Projekts sind die wasserbaulichen und ökologischen Defizite des Lechs. Um katastrophalen Hochwasserereignissen entgegenzuwirken und Land zu gewinnen wurde vor circa 100 Jahren der Prozess der Regulierung und Kanalisierung des Lechs eingeleitet. Die erwünschte Eintiefung des Gewässers, mit dem Ziel die Ausuferung zu minimieren erfolgte, jedoch viel zu schnell und zu tief. Im Nachgang eingebaute Abstürze konnten diesem Trend nicht wie erhofft entgegenwirken, teilweise wurden die Einbauten unterspült. Schließlich konnten die Stauseen, auch durch den Energiebedarf nach dem Weltkrieg systematisch errichtet, die Eintiefung größtenteils stoppen.
Die Defizite des heutigen korrigierten Lechs sind vielfältig und haben wirtschaftliche, politische und ökologische Folgen.
Nun soll der „totalverbaute“ Lech naturschutzfachlich und wasserbaulich aufgewertet werden.
Wieso Licca Liber?
- Es besteht die Notwendigkeit zur Verbesserung der wasserbaulichen Situation (Gefahr eines Sohldurchbruchs, fortschreitende Eintiefung, Absinken des Grundwassers, Stabilitätsgefahr für Einbauten)
- Defizite der ökosystemaren Dienstleistungen (natürlicher Hochwasserspeicher, Resilienz bei Trockenperioden,…)
- Defizite des ökologischen Zustands (Lebensraumschwund, Artenschwund, Biotopbrücke in Gefahr)
- Defizite der Erholungsfunktion und Erlebbarkeit des Flusses
Ziele von Licca Liber
- Stabilisierung des Lechs (Fortschreitende Sohlerosion stoppen, Entfernen von Uferverbauung wo möglich, Kieszugaben wo nötig,…)
- Ökosystemare Dienstleistungen (Erhalt und Sicherung des Hochwasserschutzes und des Grundwassers, natürlichen Hochwasserschutz fördern, Wasserspeicher in der Fläche wiederherstellen,…)
- Verbesserung ökologischer Zustand (typische, besondere und artenreiche Lebensräume eines dealpinen Flusses erhalten und fördern,…)
- Erholungsfunktion (Schaffung von erlebbarem Naherholungsraum gleichwertig mit Ruhezonen für Natur, Verbesserung der Wasserqualität zur Badenutzung)
Durch die Teilnahme an der Online-Befragung tragen Bürger Verantwortung für die Landschaft, die Ökologie und die Wirtschaft. Auch Defizite in der Ökologie haben kurzfristig und langfristig Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Ziele der Informationsveranstaltungen vor und während der Online-Befragung
- Aufmerksamkeit auf die Online-Befragung und das Projekt Licca Liber lenken und die Möglichkeit des Mitwirkens aufzeigen
- Stärkung der Ziele des Projekts durch eine hohe Beteiligung der Bevölkerung
- Informationsweitergabe (Vorstellung Licca Liber, Schwerpunktthema Ökologie und die wasserbauliche Situation des Lechs)
Termine
Radexkursionen (bitte anmelden)
o 24.08. Meitingen
o 25.08. Gersthofen
Spaziergänge
o 28.08. Langweid
o 30.08. Gersthofen
o 31.08. Meitingen
Vorträge und Austausch
o 10.09. Langweid
o 13.09. Gersthofen
o 16.09. Todtenweis
o 19.09. Meitingen
Online-Befragung
o 02.09.-27.09.
Hier der Flyer mit dem QR-Code für die Online-Befragung:
Positives Beispiel Wertach Vital
Das integrale, also „wiederherstellende“ Projekt Wertach Vital wurde 1997 ebenfalls durch das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth initiiert. Auch dieses Projekt lief integrativ ab und gab allen Akteuren, also auch den Bürgern und Bürgerinnen die Chance auf Mitbeteiligung im offenen und ganzheitlichen Konzept. Flussmorphologische und ökologische Aspekte spielten dabei ebenso eine Rolle wie Überlegungen zum Hochwasserschutz, bzw. zu Freizeit und Erholung.
Im Jahr 2009 waren die Arbeiten weitgehend vollendet. Der Hochwasserschutz für ein hundertjähriges Ereignis wurde erreicht und die Eintiefung des Flusses wurde gestoppt.
Der Fluss hat sein festes Korsett abgelegt und kann nun, nicht nur das nötige Geschiebe aus zugelassener Seitenerosion selbst in das Flussbett schaffen, sondern auch freier pendeln. Wertvolle Lebensräume sind wieder entstanden und bieten Tieren und Pflanzen die nötigen Bedingungen und den Platz zum Ansiedeln. Untersuchungen bestätigen, dass sich die Situation für Lebensgemeinschaften im und am Wasser deutlich verbessert hat. Die im Flussbett eingebrachten Bäume stellen wahre „Fischparadiese“ dar. Auch wir Menschen erhielten durch weiche Ufer, anstatt Uferverbauung, neue Freizeiträume, welche sehr gut und dankbar angenommen werden.
Pressemitteilung
der Lechallianz
des Bund Naturschutz e. V.
des Fischeriverbands Schwaben e. V.
des Lebensraum Lechtal e. V.
Links:
Link zur Info-Seite
Link zu den Terminen
Link zur Originalseite des Wasserwirtschaftsamts (Licca Liber)
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