Am 15. September hat auch Honduras wie jedes Jahr wieder die Unabhängigkeit von Spanien gefeiert. Die politischen Verhältnisse laden dort jedoch nicht zum Fähnchenschwenken ein.
Gleich nach meiner Rückkehr aus Deutschland wurde hier in Honduras der so ungefähr 200. Aktivist der Widerstandsbewegung erschossen: Emmo, alias Mohadeo Roopchand Sadloo Sadloo, ein indischstämmiger Reifenhändler aus der Hauptstadt hier und einer seiner Galionsfiguren. Über Jahre war Emmo, dieser unerschrockene Kämpfer für ein gerechteres Honduras, mit seinem Stirnband in vorderster Linie bei den Demos und Kundgebungen zu sehen.
Die Resistencia hat sich entschieden, bei den Wahlen im nächsten Jahr mit einer eigenen Partei anzutreten – vermutlich mit Mel Zelaya, dem gestürzten Präsidenten als Kandidaten. Chancen räume ich ihm allerdings nicht ein, denn die Medienmacht ist hier im Land so ungerecht verteilt, dass einem Deutschland direkt liberal vorkommt. Also wird die alte Auseinandersetzung zwischen den »Nationalen« und den »Liberalen« ein neues Deja vu feiern – ganz ähnlich wie in den Vereinigten Staaten die Demokraten und Republikaner: Teufelchen oder Beelzebub, ihr liebes Stimmvieh, ihr habt die freie Auswahl.
Währenddessen dreht sich die Gewaltspirale unvermindert weiter: Unter den Schwingen der allmächtigen Drogenbarone treiben die Jugendbanden neue Sprossen aus, terrorisieren mit Schutzgeldforderungen und Entführungen die Bevölkerung und füllen täglich die Boulevardpresse mit blutigen Mordbildchen. Die Antwort der Politik ist so simpel wie hoffnungslos: mehr Polizei und Einsatz von Militär – wie diese neue Sondereinheit »Xatruch«. Einsatzgebiet waren aber nicht die bösen Drogendealer, killende Jugendbanden oder Entführer, sondern einfache Bauern aus dem Konfliktgebiet Bajo Aguan im Norden von Honduras, wo nun seit Jahren Großgrundbesitzer gewaltsam ihre Vorstellungen durchzusetzen versuchen – zig Tote waren dort in den letzten beiden Jahren unter den Campesinos zu beklagen.
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