Zum Krieg in der Ukraine

MAIDAN und die Mär von der Unschuld des Westens im Kampf gegen den Dämon

Zum 10. Jahrestag des Blutbads am Kiewer Maidan vermittelte die Tagesschau mal wieder geschichts- vergessen ein falsches Bild.^[1] Verdrängt, verklärt, verlogen. Der Journalismus ist vor der Politik in die Knie gegangen. Es ist ein Mythos über Freiheitskämpfer und Märtyrer entstanden, der die Menschen gegen ein großes Feindbild vereint. Doch der Mythos hat braune Flecken.

In meinen Erinnerungen stellen sich die Ereignisse bedeutend anders dar. Das Kernstück darin bildet eine 10 Jahre alte spektakuläre ARD-Recherche, die heute hartnäckig ignoriert wird. Es gab damals noch Vorzeige-Journalisten, die sich an ihren Ehrenkodex gebunden fühlten, investigativ und neutral zu berichten. Um den brisanten Inhalt in Ruhe studieren zu können, hatte ich eine wortgenaue Abschrift erstellt, aus der ich unten (zum 10.04.2014) wesentliche Sätze zitiere. Der Kontext ist aus der verlinkten Fernsehsendung ^[5] ersichtlich. Hier die chronologische Auflistung meiner Erinnerungen mit nachprüfbaren Tatsachen:

Vorwort: Nach dem Zerbrechen der Sowjetunion wurde die Ukraine 1991 ein selbständiger Staat. Die Krim behielt innerhalb der Ukraine ihren autonomen Status und die vormals sowjetische Marinebasis nahe Sewastopol teilte sich die ukrainische Marine mit der russischen Schwarzmeerflotte. Dafür wurde mit Russland ein Pachtvertrag bis zum Jahr 2042 geschlossen.

# 2013: Die Ukraine kam aus Misswirtschaft und Korruption nicht heraus. Die Menschen träumten vom westlichen Wohlstand und setzten ihre Hoffnung auf ein jahrelang verhandeltes Assoziierungsabkommen mit der EU. Doch der russlandfreundliche 2010 demokratisch gewählte Präsident Wiktor Janukowytsch weigerte sich im November das Abkommen zu unterzeichnen. Begründet wurde das mit den enthaltenen belastenden Bedingungen. Auch wollte die Regierung die Beziehungen zu Russland nicht riskieren. Tausende demonstrierten daraufhin friedlich am Maidan gegen ihre Regierung. Unter die Demonstranten mischten sich im Laufe der Wochen zunehmend radikale Hooligans aus der Opposition, die die Konfrontation mit der Polizei suchten.

# Am 20. November 2013 warnte der Abgeordnete Oleg Tsarov vor einem Regierungssturz in seiner Rede im Parlament (Werchowna Rada).^[2] Die beobachteten Aktivitäten ließen das befürchten. Er hatte in Erfahrung gebracht, dass die US-Botschaft in Kiew junge Ukrainer für sogenannte »TechCamps« anwarb, wo anscheinend die Unterwanderung des Staates mit modernen Technologien gelehrt wurde.

Ich erinnere mich an die Offerten auf der Internetseite der US-Botschaft in Kiew. Diese »TechCamps« wurden dort schon seit längerer Zeit veranstaltet. Bekannt gemacht wurde dort eine Technik, die in den USA von besorgten Eltern benutzt werden konnte, um die Smartphones ihrer Kinder zu kontrollieren. Die Aktivitäten warfen die Frage auf, was amerikanische Staatsbürger dort bezweckten. Waren diese Veranstaltungen dem Bereich »Cyber War« (digitaler Informationskrieg) zuzuordnen?

# Anfang Februar 2014 telefonierte die ehemalige US-Europabeauftragte Victoria Nuland mit dem US- Botschafter in Kiew. Sie verlangte ungeduldig auf Verhandlungen der EU keine Rücksicht mehr zu nehmen. Das Gespräch wurde abhört und über Youtube verbreitet. Ihr »Fuck the EU« machte die Runde in der Weltpresse. In dem Telefonat verriet sie auch, dass schließlich schon 5 Milliarden Dollar in die Ukraine geflossen seien.^[3]

# Der 20. Februar 2014 ging in die Geschichte als »der blutige Donnerstag« ein:^[4][5]
Die monatelangen, ursprünglich friedlichen Demonstrationen am Maidan wurden von unbekannten Scharfschützen eskaliert, wobei dutzende Demonstranten und Polizisten offensichtlich gezielt erschossen wurden. Es war im Schusswechsel unklar wer eigentlich die Schießerei begonnen hatte. Die Polizeieinheit Berkut hatte sich wegen der Opfer in den eigenen Reihen zurückgezogen, worauf die wütenden Demonstranten mit Waffengewalt das Regierungsgebäude stürmten.

Der Präsident Janukowytsch flüchtete, um einer Lynchjustiz zu entgehen. Nach diesem gewaltsamen Umsturz begannen fanatische, rechtsradikale Horden alles Russische zu jagen und weitere Menschen zu massakrieren. Das Land stand politisch und wirtschaftlich am Abgrund.

# Ende Februar 2014 wurde eine US/EU-freundliche Übergangsregierung installiert, die aber von den Ost-Ukrainern nicht anerkannt wurde. Die als »Separatisten« bezeichneten Menschen wehrten sich gegen die rücksichtslose Politik dieser Nationalisten.

# Am 28. Februar 2014 besetzen russische Soldaten schnell die Krim:^[6]
Nach dem Umsturz in Kiew war nicht zu erwarten, dass sich die neue, westlich orientierte Regierung weiter an den langjährigen Pachtvertrag mit den Russen für deren Marinestützpunkt in Sewastopol gebunden fühlt. Russland sah die Basis seiner Schwarzmeerflotte in Gefahr. Am 16. März wurde vom neu eingesetzten Regionalparlament der Krim ein Referendum abgehalten, in dem die Bevölkerung angeblich für die Zugehörigkeit zu Russland stimmte. Die Krim ist für Russland geopolitisch bedeutsam wie ein Turm auf dem Geo-Schachbrett, was zu Begehrlichkeiten bei den politischen Gegnern geführt hat.

# Am 14. April 2014 zeigte die ARD in ihrer Sendung MONITOR^[5]
einen explosiven Bericht ihrer ausführlichen vor-Ort-Recherche zu den Geschehnissen rund um den Maidan seit dem 20. Februar. Darin enthalten sind 2 Sätze, die m. E. Grundlegendes erklären:

a) „Der deutsche Außenminister (!Frank-Walter Steinmeier!) und die Europäische Union haben bereits im Februar per Abkommen festgestellt, dass die Schuldfrage in der Ukraine ein »zentral-politisches Thema« sei.“

Dazu abschließend der Monitor-Redakteur Georg Restle:
b) „ … dass ein Vertreter der nationalistischen Swoboda-Partei als Generalstaatsanwalt die Aufklärung des Kiewer Blutbads ganz offensichtlich behindert, wirft ein schlechtes Bild auf die neue Übergangsregierung und damit auch auf all jene westlichen Regierungen, die die neuen Machthaber in Kiew unterstützen.“

# 2. Mai 2014: Die Hetzjagd gegen die »Separatisten« fand ihren Höhepunkt im Massenmord von Odessa,^[7] wo das Gewerkschaftshaus in Flammen aufging, in das sich die Gejagten nach Straßenschlachten geflüchtet hatten. Es starben dort mehr als 40 Menschen. Dann begann ein fanatischer Krieg gegen die verhassten »Separatisten« im Osten, der als Wurzel des jetzt tobenden Kriegs gewertet werden kann. Die Russen begannen die Russland freundlich gesinnten »Separatisten« mit Waffen zu unterstützten.

# 8. Juni 2018, ARD-MONITOR: »Feindbild Russland: Wie der Westen die Konfrontation verschärft«^[8]

# 8. März 2022: Die US-Unterstaatssekretärin Victoria Nuland verrät überraschend in einer Kongress- Anhörung die Existenz von »Biologischen Forschungslaboren« der USA in der Ukraine. Das berichtete tags darauf der britische Enthüllungs-Journalist Glenn Greenwald.^[9][10] Russland hatte vorher behauptet, dass nahe der russischen Grenze an Komponenten für biologische Waffen gerbeitet würde. Wie angeblich von der Internetseite der US-Botschaft in Kiew »gerettete« PDF-Dateien^[11][12] verraten, wurde das Forschungsprogramm vom US-Militär finanziert.

# 25. Februar 2024: Neuer New York Times Report: »Der Spionagekrieg«^[13][14]
Der zum zweiten Jahrestag der russischen Invasion erschienene Report stößt nun Joe Bidens Behauptung vom »unprovozierten Krieg«^[15] endgültig vom Sockel. Zwei renommierte US- Journalisten erklären darin die provozierende Rolle der Auslandsgeheimdienste von USA, Großbritannien und Holland, also von CIA, MI6 und HUR seit 2014. Zusammen mit dem ukrainischen Militärgeheimdienst wurden russlandfeindliche Aktionen an der russischen Grenze geplant.
Die CIA war demnach bereits 2014 in der Ukraine aktiv. Es wäre zu untersuchen, welche Rolle die »Agency« beim Umsturz am Maidan gespielt hat. (Die CIA ist seit Jahrzehnten berüchtigt für »Regime Changes« in Ländern, die sich nicht freiwillig den Interessen der USA unterordnen wollen.)

„Alles klar, Herr Kommissar?“ „KOBRA, übernehmen Sie!“

Siegfried Klar, Weilheim

ANHANG

Youtube hat inzwischen einen Großteil der belastenden (Handy-)Videos entfernt oder hinter einer »Privat«-Schranke versteckt. Auf die Monitor-Sendungen ist der Zugriff in der ARD-Mediathek noch möglich.^[5][8] Weder der Massenmord in Odessa^[16] noch das Maidan-Massaker wurden bisher aufgeklärt. Zumindest scheint es endlich eine gerichtliche Bestätigung dafür zu geben, dass die tödlichen Schüsse auf Demonstranten aus dem Ukraina-Hotel kamen und nicht der ehemalige Präsident Janukowytsch den Schießbefehl gegeben hat^[17]. Die Familien der getöteten Berkut-Polizisten sind ganz leise geworden. Sie trauen sich nicht, eine Aufklärung zu verlangen.

Und: Nicht nur Russen rächen sich brutal an »Verrätern«. In der Ukraine wurden »abtrünnige« Politiker und Journalisten von nationalistischen Fanatikern ermordet. Oleg Tsarev wurde im Oktober 2023 auf der Krim bei einem Mordanschlag schwer verletzt.
Wie die leidvolle Erfahrung zeigt, ist zu erwarten, dass weiterhin alle Aufklärungsbemühungen blockiert oder bekämpft werden, damit der für die westliche (ukrainische) Kriegspropaganda nützliche Mythos nicht beschädigt wird. Es spricht Vieles dafür, dass der Krieg mit Diplomatie hätte verhindert werden können.^[18]