Wenn uns kalt ist, ziehen wir eine warme Jacke an, bei Wind ziehen wir den Reißverschluss hoch und suchen die Sonne. Mit dem Gedanken habe ich meinem Elternhaus Baujahr 1951, Ölzentralheizung 1972, ab 2010 in fünf Jahren warm gemacht.
Fenster sind große »Wärmelöcher«. Hier die »Wagnerfenster«, also 2 Fensterflügel zum Öffnen aufeinander ohne Dichtungen. Die mögliche Luftzirkulation zwischen den Scheiben erzeugt den hohen Verbrauchskennwert »k«:1,5. Heizkosten 150 Euro pro Fenster und Jahr. Die Zugluft durch die Fugen 50 Euro mehr.
Für die 10 Fenster des Hauses wären das heute 2000 Euro, für die »10« Wandflächen dazu 1100 Euro Heizkosten gewesen.
Als Erstes lassen sich die Fugen abdichten. In enge Fugen Silicon auf innersten Falz des Flügels spritzen, Trennfolie auf den Stock, so dichtet das schließende Fenster gut ab. Handelsübliche Moosgummistreifen brauchen weite Fugen. Tägliches Stoßlüften ist dann aber zum Luftfeuchtigkeits- und CO2-Abtransport unbedingt nötig.
Wärmeschutzgläser mit 2 oder 3 Scheiben und Gasfüllung verringern die Verluste, senken den k-Wert und damit die Heizkosten. Je mehr Scheiben und Abstand desto besser. Bei 2 Scheiben 4mm, 12mm Abstand (4-12-4) k:1,2 auf 120 Euro. Mit 16mm Abstand 4-16-4 k:1,0 auf 100 Euro. Diese könnten statt der Einfachgläser zwischen die Wagnerflügel sitzen, und in 2 Falze Silicondichtung. Das kann 100 Euro sparen.
Drei Scheiben sind schwer und brauchen stärkere Fenster. Angeboten werden 4-10-4-10-4 mit K:0,8, also 80 Euro pro Jahr. Die besten mit mehr Abstand 4-14-4-14-4 mit K:0,5 bieten nicht alle. Sie verbrauchen nur noch 50 Euro pro Jahr und Fenster. Die habe ich von Fenster Vogl Holzkirchen mit passendem Fensterkreuz für Siedlerhausoptik gewählt. Sie haben mit der Wand aus 30cm Hohlblocksteinen den gleichen k-Wert. Die Heizkörperwärme strömt gleichmäßig zu Fenster und Wand, wärmt beide.
Als Außenisolierung für Wände und Dach wählte ich wie bei der Kleidung Werdenfelser Schafwolle, ein Naturprodukt im Überfluss. Verarbeitet zu Bahnen kostet es so viel wie Erdölschaum. Mit Feuchtigkeit bleibt es aber trocken. Die Faser kann in ihren »Hollermarkkern« bis zu 30% ihres Eigengewichtes Wasser aufnehmen, Die »Fingernagelschuppen« drum herum bleiben trocken. Die Nadelfilztechnik der Bahnen auf dem Fadengitter stellt die Fasern auf. Sie strecken sich formstabil bei Feuchtwechsel in Hohlräume, sacken nicht zusammen, schrumpfen nicht.
Balken 6x8cm, vom hiesigen Wasserkraft-Sägewerk Lautenbacher, dienen als Träger an der Wand für die 8cm dicken Bahnen, die in passender Breite geliefert werden. Erst waagrecht in 90cm Abstand, darauf senkrecht im 66,6cm Raster der 35mm dicken 2m breiten Heraklithplatten, zementgebundene Holzspäne. Die wurden früher nebenan im Sägewerk beim Ammerbad-Gasthaus gemacht.
Verputzt werden die Heraklith mit klassischem frostfestem Außenputz (Baumit Kalkin RK39) und Gewebeeinlage. Als Regenschutz muss dreimal mit Kalkmilch »versiegelt« werden. Bei uns eingefärbt mit frz. Ockergelb-Pulver. All das ist echt dampfdurchlässig. Die Materialkosten beliefen sich auf etwa 60 Euro pro Quadratmeter.
Am Dach habe ich auf die vorhandenen Balken, mit den alten Dachlatten drauf, neue Balken 10 x 12cm mit Spax geschraubt. In den Dachlatten-Balkenraum habe ich 2 x 8cm Schafwollbahnen festgetackert. Als Abdeckung kam zur Gewichtseinsparung eine feste Gewebeschicht von Ampatop, dann Konterlatten, Dachlatten. Mit den bisherigen 10cm Steinwolle schützen jetzt 26cm Isolation nach oben.
Als Heiztechnik ist die bisherige, auch selbstzirkulierende, Heizkörperanlage geblieben. Der Ölofen daran wurde für Notbetrieb mit Schamott auf Holz umgebaut, sein Boiler speist die Waschmaschine im Sommer solar.
Die neue Gastherme wird aus meinem eigenen Gastank gespeist. Der kostete 2000 Euro. Da darf jeder Anbieter, den ich wähle, zuletzt H&H für 9,8cent/KWh hineintanken. Bei Miettanks darf das nur der Vermieter, der dann auch den Preis »macht«.
In einen 800-Liter Wasserspeicher heizen wahlweise Gas, die Sonne und selten Holz. Ein Solar-Warmwasser-Kollektor mit 8,5qm ist senkrecht in die Südgiebel-Wandisolation eingesenkt. Er heizt im Winter gut. Im Sommer lenkt das Glas die Strahlen der hochstehenden Sonne zum Teil ab, das vermeidet Überhitzung.
Ein zweiter Kollektor mit 6,5 qm liegt am 30-Grad-Dach des Vorhauses. Er leistet im Sommer und bei diffuser Strahlung mehr.
Warmes Brauchwasser wird erst bei Bedarf automatisch durch einen Wärmetauscher in Zirkulation zu den Hähnen gebracht.
Beflügelt durch die Ukraine-Krise halten wir die Raumtemperatur bei 18 Grad. In isolierten warmen Wänden tagsüber gut verträglich. Am Abend heizt dann ein einfacher Heizlüfter etwa 1 kWh nach, das kostet 39,5 Cent Ökostrom von Green Planet. Das ist viel billiger als eine Wärmepumpenanlage.
In den 6 Heizmonaten wird die Sonnenwärme zuerst in die Raumheizung geleitet. Diesen Dezember in 56 Stunden 250 Kilowattstunden.
Den 800-Liter Speicher halten wir abends-nachts mit Gas auf 36 Grad. Nur zum Baden wird mehr geheizt, meist zusammen mit der Sonne oder Holz.
So war der fossile Verbrauch in 2023 gering: Gas 3000 kWh: 300 Euro bei 9,8 cent pro kWh, Ökostrom 200 kWh für 80 Euro, Altholz 200 kWh. Die Sonne lieferte 7844 kWh für 120 Euro Pumpenstrom.
Es wird die Gastankfüllung vier Jahre bei gleichem Preis reichen.
Roland Brendel, Weilheim
1 Kommentar
Die gute Isolation bedeutet im Sommer dann auch kühl haben in den Räumen. Bei Lufttemperaturen von 32 Grad (an der Nordseite wenn Schatten ist, gemessen) hält sich die Temperatur im Erdgeschoß zwischen 23 und 24 Grad. Im Obergeschoß bis 23 Grad. Am kühlen Morgen wird bei voll offenen Fenstern „quergelüftet“ bis zur Außenlufttemperatur von etwa 22 Grad. Ende Juli 2024.
Unter dem Schafwollpelz bleibt es kühl, schön.