Wegsuche

Das Ehepaar Veronika und Hans Herder mit ihrer Veranstaltungsbekanntschaft Susanne Kattwinkel während einer Veranstaltungspause in der Landvolkshochschule Wies

S: Also, ihr zwei, der Pfarrer, der die Gruppe aus Sonthofen begleitet, der irritiert mich arg.

V: Mich auch.

H: Eine rundum gute Zukunft durch technischen Fortschritt gesichert sehen zu wollen, das ist angesichts des Schadens, den diese Art von Fortschritt in den letzten Jahrzehnten angerichtet hat, wahrhaft irritierend.

S: Nicht einmal ein Drittel der Teilnehmer des Seminars »Unser Weg in die Zukunft« kann ihm da folgen.

V: Noch weniger. Die meisten lassen doch recht deutlich erkennen, dass der Mensch in Zukunft ein wesentlich einfacheres und ein in jeder Hinsicht sparsameres Leben anstreben muss.

H: Es ist allerdings nicht zu übersehen, dass die fast vierzig Leute, die hier schon zwei Tage lang diskutieren und referieren, kein geschlossenes Bild abgeben. Die eine kann auf dies verzichten, der andere auf jenes. Und ein Leben ohne Auto kann sich gerade einmal ein Viertel der Teilnehmer vorstellen. Ja, und wenn der Pfarrer diese Situation bedenkt, dann ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass er auf technische Fortschritte allenthalben setzt, um dieses Dilemma aufzulösen.

S: Aber Hans, die technischen Fortschritte, die für die Zukunft erkennbar werden, führen doch nahezu alle zum Erhalt des katastrophalen Fußabdrucks, den der moderne Mensch derzeit hinterlässt.

V: Eben. Es gibt ja ohne Frage viele Aktivitäten in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltschutz, aber am wichtigsten Punkt setzen diese allesamt nicht an, nämlich an den Maßnahmen, die den Verbrauch von Energie und Rohstoffen erheblich absenken.

S: Genau. Unsere Nachbargemeinde hat während der letzten Jahre ein großes Projekt aus dem Boden gestampft: eine Mustersiedlung! Man hat dabei aber geradezu penibel darauf geachtet, dass keine Wohlstandsverluste für deren Bewohner entstehen. Man hat hohes Niveau auf allen Ebenen angestrebt.

V: Und genauso, Hans, sieht es bei den Projekten aus, die von verschiedenen Unternehmen in diesem Bereich angegangen werden. Den Nutzern soll das hohe Niveau der Gegenwart erhalten bleiben. Wohlstandserhalt ist nach wie vor das oberste Projektziel. Der Erhalt von einem Wohlstand, der in Wahrheit schon längst ein Schadstand ist.

H: Diese Wahrheit, das muss man leider auch hier beobachten, wird nicht gerne gesehen. Man verdrängt diesen Tatbestand, der sich in den letzten Jahrzehnten unter anderem auf dem Feld Mobilität von Personen und Waren aufgebaut hat. Ja, und so bin ich einigermaßen gespannt, ob man sich morgen zu einem Resümee für die örtliche Presse durchringen kann.

V: Ich denke schon, denn eigentlich ist hier in der Wies, an einem der schönsten Flecken in unserem Bayernland, allen Seminarteilnehmern klar, dass sich der Mensch auf einen neuen Weg begeben muss, um auch in Zukunft Bestand zu haben. Und eigentlich ist ihnen auch klar, dass wir große Veränderungsschritte Richtung Reduktion von fast allem gehen müssen.

S: Gehen müssten, Veronika.

Guggera

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