Ausstellung: Hilfe für unsere Flüsse aus Brüssel – die Wasserrahmenrichtlinie der EU

Die Wasserrahmenrichtlinie ist vor mehr als 20 Jahren von der EU beschlossen worden und sollte den Durchbruch zu einem umfassenden, vereinheitlichten und vernetzten Gewässerschutz in Europa darstellen.
In der Praxis ist es jedoch schwer den starken Lobbygruppen im Bereich der Wassernutzung entgegen zu treten – auch wenn die Notwendigkeit für einen veränderten Umgang mit den Gewässern und dem Grundwasser theoretisch unbestritten ist. In Rahmen des Modellprojektes „Wasser im Zeichen des Klimawandels“, das vom Bayerischen Umweltministerium gefördert wird, zeigt das Naturschutz- und Jugendzentrum von 03.03. – 23.03.2023 eine Ausstellung über die Hintergründe und den Nutzen der Richtlinie.

Ein Fluss, der für die Natur verloren ist. Die Altmühl wurde zum Rhein-Main-Donaukanal (Foto: Reinhard Scheuerlein)

Frei fließende Gewässer und intakte Auen sind nicht nur „Hot Spots“ der Artenvielfalt, sie bieten uns auch einen hervorragenden natürlichen Hochwasserschutz. Doch nur noch wenige Flüsse in Bayern dürfen frei fließen. Zudem leiden sie in den letzten Jahren immer wieder unter den Klimafolgen. Gerade in diesen Zeiten sind wir jedoch auf gesunde, naturnahe Gewässer angewiesen.

Hoffnung für unsere Flüsse kam vor rund 20 Jahren aus Brüssel. Die sogenannte Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) bringt Schwung in den Schutz des nassen Elements. Zentrales Ziel der WRRL ist der „gute ökologische, mengenmäßige und chemische Zustand“ für alle Gewässer und das Grundwasser. Außerdem gilt seit Inkrafttreten der Richtlinie im Jahr 2000 ein Verschlechterungsverbot. Europaweit sollten bis 2015 Gewässer und Grundwasser in einem guten ökologischen, chemischen und mengenmäßigen Zustand sein. Auch Moore und Auen müssen miteinbezogen werden.
Die Ausstellung zeigt auf 15 Plakattafeln die Hintergründe der Richtlinie und stellt die wichtigsten Zeigerorganismen in Form von Modellen vor. Auf einer begehbaren 5 x 5 Meter großen Flusskarte wird man über die Flüsse in Bayern und deren Zustand informiert. Zudem kann man ein Modell einer Fischtreppe, also einer Einrichtung für die Wanderung der Fische im Fluss besichtigen.

Wir wollen mit der Ausstellung neben der Information über europäische Gesetzgebung eine Plattform für einen Austausch über den Zustand unserer Gewässer schaffen.

Im Rahmen der Ausstellung sind folgende Veranstaltungen geplant:
• 16.03.2023 – Filmabend mit Dr. Christine Margraf (19:00 – 21:00 Uhr)
• 22.03.2023 – Internationaler Tag des Wassers – Regionaler Wasser-Dialog (9:00 – 12:00 Uhr)

Weitere Informationen unter:

Hintergrund:
Der Schutz der bayerischen Flüsse steht für den BUND Naturschutz seit jeher ganz oben auf der Prioritätenliste. So rettete der Verband bereits in den 1960er-Jahren die einmalige Weltenburger Enge. Der Donaudurchbruch samt weltberühmtem Kloster und dunklem Bier sollte damals in einem riesigen Stausee verschwinden. Das konnte der BN mit Unterstützung seiner Aktiven glücklicherweise verhindern. Und bis heute sorgt er erfolgreich dafür, die letzten 90 Kilometer frei fließender Donau zwischen Straubing und Vilshofen zu erhalten.
Ein zweiter Großkampf um einen bayerischen Fluss endete dagegen in einem Fiasko für den Naturschutz: der Zerstörung des Altmühltals, einer einzigartigen Flusslandschaft. Sie wurde dem angeblichen „Menschheitstraum“ Rhein-Main-Donau-Kanal geopfert, der heute nur zur Hälfte ausgelastet ist und sich volkswirtschaftlich wohl niemals rechnen wird. Aber der Kampf geht weiter: An Salzach, Lech, Iller, Loisach und vielen anderen Flüssen wollen Energieerzeuger immer noch die letzten naturnahen Flussabschnitte für eine falsch verstandene Energiewende zerstören. Dagegen setzen sich der BN und viele lokale Mitstreiter vehement und immer wieder erfolgreich zur Wehr.
Doch nicht nur die Verbauung setzt den bayerischen Fließgewässern zu. Auch die Wasserverschmutzung, insbesondere aus Einträgen aus der Landwirtschaft taucht auch in Bayern immer wieder als Problem auf. Überall dort, wo Äcker bis an die Gewässer heran bewirtschaftet werden, finden Dünger und Pestizide ihren Weg ins Wasser und schädigen das Leben im und am Fluss. Wo ehemals Wald und Wiesen wuchsen, dehnen sich heute viel zu oft Äcker aus und der Boden liegt blank. Wind und Wetter tragen ihn ab und in die Flüsse hinein, sodass heute viele Flussbetten verschlammt und für bestimmte Fisch- und Muschelarten zur Fortpflanzung nicht mehr nutzbar sind. Ungenutzte Gewässerrandstreifen, wie sie in anderen Bundesländern bereits Pflicht sind, könnten dieses Problem sehr entschärfen.

Die Ausstellung ist an Wochentagen von 9:00 – 17:00 Uhr geöffnet

Pressemitteilung Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil

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