100 % Erneuerbare Energien bis 2030?

Die Energiewende kommt, trotz Trump, Merkel & Co.

Der Unternehmer Amir Roughani referierte in Weilheim über den erforderlichen weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien. Roughani ist Begründer der erfolgreichen Unternehmensgruppe VISPIRON-München.

Das Bevölkerungswachstum der Menschheit schreitet rasend schnell voran: die letzte Milliarde der Erdbewohner ging in nur 12 Jahren hervor.

Und all diese Menschen wünschen sich Konsum und einen Lebensstandard wie in den westlichen Ländern. Der Preis dafür ist ein Weltklima, das sich durch den Ausstoß von CO2 aufheizt – mehr aufheizt, als ein stabiles, den Menschen zuträgliches Klima verkraften kann.

Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, dürfte Deutschland seit Mai kein CO2 mehr in diesem Jahr ausstoßen.

Diese Fakten zwingen uns zu einer Abkehr vom bisherigen Energieverbrauch mit hohem CO2-Ausstoß aus überwiegend fossilen Energieträgern (Kohle, Gas) hin zu Erneuerbaren Energien (Solar und Wind).

Deutschland war vor 10 Jahren noch Weltmarktführer im Vertrieb von PV-Anlagen mit einem Marktanteil von über 50 %, 2016 betrug der Anteil lediglich noch 1,2 %. Einen maßgeblichen Beitrag zu diesem Markteinbruch »leistete« die staatliche Deckelung des PV-Ausbaus in Deutschland. Damit sollen die Strompreise für die Verbraucher niedrig gehalten werden, ohne dass an den Stellschrauben »Ausnahmegenehmigung für Großverbraucher« und »Strompreisgestaltung« gedreht werden muss. Die Folge: Der reale Ausbau der PV-Energieerzeugung liegt erst bei rund 50 % des Zielausbaus.

Und dennoch ist der Unternehmer Amir Roughani davon überzeugt, dass eine Energieversorgung zu 100 % über Photovoltaik erreichbar sein wird.

Wie das geschafft werden kann, erklärte er rund 80 Gästen in Weilheim, die einer Einladung der ÖDP-Kreisverbände Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen gefolgt sind.

Amir Roughani – gebürtiger Iraner – ist Begründer der erfolgreichen Unternehmensgruppe VISPIRON-München, Wirtschaftsingenieur, Fachrichtung Umweltmanagement und beschäftigt über 450 Mitarbeiter u. a. in den Bereichen Erneuerbare Energien, Flottenmanagement und Soft- und Hardware-Entwicklung.

Die Unternehmensgruppe liefert weltweit für über 300 Kunden Lösungen und Dienstleistungen in den Bereichen Engineering, Messtechnik, Flottenmanagement und Erneuerbare Energien. Der Jahresumsatz von rund 50 Millionen Euro wird zunehmend mit Digitalisierung und erneuerbaren Energien, die grünen Strom für rund 50 000 Personen liefern, erzielt.

2014 gewann er den von Ernst & Young verliehenen Preis »Entrepreneur of the Year« im Bereich IT und Dienstleistung.

Er ist Mitglied im Mittelstandsbeirat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie sowie im Wirtschaftsbeirat Bayern.

Allein aus ökonomischer Sicht ist, seiner Meinung nach, die Energiewende nicht aufzuhalten. Ausgehend von Kostenermittlungen für die Erzeugung verschiedener Energieformen ist die Erzeugung von PV-Energie die kostengünstigste:

Die Solarstromproduktion kostet derzeit 4,5 ct/kWh, die Transportkosten liegen bei 3,5 ct/kWh = gesamt 8 ct/kWh (in Spanien sind die Kosten nur noch bei 4 ct/kWh).

Die Produktions- und Transportkosten von Kohle, Öl, Gas liegen derzeit bei 6,6 ct/ kWh.

Sinken also die Kosten für die PV-Energie noch um 1,5ct/kWh, werden die fossilen Energien wirtschaftlich unrentabel.

Roughani sieht uns in Zeiten einer Disruption bei der Energieversorgung. Der Begriff »Disruption« wird verwendet, wenn ein bestehendes Geschäftsmodell (z. B. die derzeitige Energieproduktion) durch eine stark wachsende Innovation zerschlagen wird.

Der weltweite Solar-Markt hat sich seit dem Jahr 2000 alle 2 Jahre verdoppelt. Es braucht noch 7 Verdoppelungen, um dadurch den weltweiten Energiebedarf zu decken. Da die Erzeugung von PV-Strom am kostengünstigsten ist, stehen die Chancen dafür gut.

Amir Roughani ist auch davon überzeugt, dass sich das E-Auto am Markt durchsetzen wird. E-Autos sind im Verbrauch weit günstiger und sind deutlicher weniger reparaturanfällig. Die noch zu knappen Reichweiten der Batterie erweitern sich zusehends und vor allem: Die Anschaffungspreise von E-Fahrzeugen werden günstiger.

Mit den Erneuerbaren Energien verbindet Roughani nicht nur die Lösung des Klimawandels. Er ist der Überzeugung, dass mit ihnen auch mehr Frieden, Gerechtigkeit und lokale Wertschöpfung für die Menschen erreicht wird.
Als 11-Jähriger kam Roughani ohne Eltern nach Deutschland. In seiner Heimat Iran tobte der Krieg. Vielleicht aus dieser Erfahrung heraus misst er auch den Erneuerbaren Energien als friedenserhaltende Maßnahme große Bedeutung zu. Am Beispiel »Ukraine« belegte er dies:

Westliche Ölkonzerne haben sich in der Ukraine große Landflächen gesichert, um dort im großen Stil »Fracking« zu betreiben.

Der große Nachbar Russland musste deshalb um seinen Gasabsatz in der Ukraine bangen, der jedes Jahr Geschäfte im Milliardenbereich einbringt. Heute sind diese Flächen Kriegsgebiet.

Einen Eindruck von Roughanis Erfahrungen in der Ukraine, aber auch von seinen wirtschaftlichen Unternehmungen, zeigt der beeindruckende Film »Power to Change – die Energierebellion«.

Foto: Rosi Hutter

Rosi Hutter

Dieser Dokumentarfilm kam im Frühjahr 2016 in die deutschen Kinos und Amir Rou­ghani ist darin einer der Hauptakteure.

Die ÖDP- Kreisverbände Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen zeigten den Film im Mai dieses Jahres zweimal; bei einer der Filmvorführungen war das Kino voll besetzt, das andere Mal kamen, trotz strahlendem Wetter, über 60 Personen.

Die Frage nach »100 % Erneuerbare Energien« muss laut Roughani mit einem klaren »Ja« beantwortet werden, denn das wirtschaftliche Wachstum muss auf nachhaltige Fundamente übertragen werden, andernfalls wird es in einer ökologischen und ökonomischen Sackgasse enden.

Rosi Hutter, Peißenberg

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